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Wachstum der Weltbevölkerung verlangsamt sich

Hannover (epd) - Das Wachstum der Weltbevölkerung hat sich im zu Ende gehenden Jahr 2022 verlangsamt. Wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung am Mittwoch in Hannover mitteilte, sank die Wachstumsrate auf unter ein Prozent. Gleichzeitig markiere 2022 den „historischen Moment“, an dem nach elf Jahren eine weitere Milliarden-Marke überschritten worden sei. Am 31. Dezember werden nach Angaben der Stiftung 8.007.884.000 Menschen auf der Erde leben. Den Prognosen zufolge würden 15 Jahre vergehen, bis neun Milliarden Menschen auf der Welt lebten, hieß es weiter. Der Höhepunkt werde voraussichtlich mit 10,4 Milliarden Menschen in den 2080er Jahren erreicht sein.
Auf dem afrikanischen Kontinent werde sich die Bevölkerung bis dahin mehr als verdoppelt haben, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Jan Kreutzberg. In der dort lebenden größten Jugendgeneration aller Zeiten stecke ein enormes Potenzial: „Wenn es gelingt, die Geburtenraten weiter zu senken und gleichzeitig die jungen Menschen in Ausbildung zu bringen, dann öffnet sich ein demografisches Fenster der Möglichkeiten, das zu wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand führen kann.“ Die Chance auf diese sogenannte demografische Dividende bestehe allerdings nicht ewig. Um 2050 werde sich dieses Fenster wieder schließen, denn neben der großen jungen Generation werde sich auch in Afrika die Zahl der älteren Erwachsenen verdreifachen.
„Damit Kinder nicht länger als Mittel der Altersversicherung gelten, muss der Aufbau staatlicher sozialer Sicherungssysteme in der Entwicklungszusammenarbeit eine zentrale Rolle spielen“, forderte Kreutzberg. Gleichzeitig seien Bildung und sexuelle Aufklärung unverzichtbar. Insbesondere Mädchen und jungen Frauen müsse es ermöglicht werden, „selbst zu entscheiden, wann und mit wem sie wie viele Kinder bekommen“. Frauen müssten in der Lage sein, ihr Leben und ihre Familienplanung selbst zu bestimmen und die Gesellschaft mitzugestalten: „Denn nur, wenn hier ein Umdenken stattfindet, gibt es die Chance auf eine demografische Dividende.“