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Maria als Vorbild für richtiges Hören

Schönstatt-Priester Andreas Hornung, Diözesanpräses Domkapitular Martin Emge und Pfarrer i. R. Thomas Thielscher feierten zusammen mit mehreren hundert Gläubigen am 1. Mai den Gottesdienst vor dem Heiligtum im Schönstattzentrum Marienberg.Foto: Andreas
Schönstatt-Priester Andreas Hornung, Diözesanpräses Domkapitular Martin Emge und Pfarrer i. R. Thomas Thielscher feierten zusammen mit mehreren hundert Gläubigen am 1. Mai den Gottesdienst vor dem Heiligtum im Schönstattzentrum Marienberg.Foto: Andreas

Dörrnwasserlos (ku) – „Hören wir immer richtig zu, wenn jemand etwas zu uns sagt, oder schalten wir nicht manchmal auf „Durchzug“, wenn wir etwas nicht hören wollen? Um das Hören geht es heuer bei der deutschen Schönstattbewegung, die sich „Miteinander Gott hören“ als Jahresmotto gegeben hat. Um das richtige Hören ging es auch beim traditionellen Bergfest der Schönstattfamilie im Erzbistum Bamberg, zu dem am 1. Mai mehrere hundert Gläubige auf den Marienberg bei Scheßlitz gekommen waren. Zusammen mit Diözesanpräses Domkapitular Martin Emge, Schönstatt-Priester Andreas Hornung und Pfarrer i. R. Thomas Thielscher feierten sie den Festgottesdienst und zogen im Anschluss in einer großen Prozession über das Gelände.
„Um bei einem Gespräch wirklich mitreden zu können, muss ich gut hören“, sagte Martin Emge in seiner Predigt. „Nur wenn ich höre, was andere sagen, kann ich sie verstehen und antworten.“ In diesem Zusammenhang verwies er auf ein Buch des Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler, in dem dieser über die Kunst des Hörens schreibt und dabei vier Arten des Hörens unterscheidet: das selektive Hören, das abwehrende Hören, das empathische Hören und das schöpferische Hören. Emge: „Die letzten beiden Formen des Hörens sind eine besondere Kunst, die es zu lernen gilt.“
Eine, die die hohe Kunst des empathischen und schöpferischen Hörens beherrscht hat, ist nach Emges Worten die Gottesmutter Maria. „Sie ist eine geniale Zuhörerin, die mit offenen Ohren und weitem Herzen hört und aufnimmt, was andere bewegt“, so der Diözesanpräses. „Ihr Hören verändert sie. Ihr Hören wird schöpferisch. Ihre Art des Hörens bewegt.“
So habe sie nicht auf Durchzug geschaltet, als der Engel des Herrn zu ihr kam, als die Hirten und Weisen zur Krippe kommen, habe sie alles in ihrem Herzen bewahrt, wurde zur großen Hörenden von Bethlehem. Auch auf Golgatha wird sie zur Hörenden, als Jesus zu ihr sagt: „Frau, siehe dein Sohn.“ Und im Pfingstsaal hörte sie auf die Verheißung des Beistandes und glaubte daran. „Sie hört richtig hin. Sie fühlt richtig mit und sie antwortet kreativ“, fasste der Prediger seine Ausführungen zusammen.
Martin Emge: „Dieser Stil des Hörens, wie ihn Maria vorgelebt hat, ist für uns die wahre Synodalität. Ein offenes Zuhören, um verstehen zu lernen und Neues zu entdecken und Neues zu wagen. Diese marianische Haltung des Hörens kann wirklich Wunder wirken.“ Leider sei es nach seinen Worten beim Synodalen Weg nicht selbstverständlich gewesen, auf den anderen zu hören. Martin Emge: „Einige Teilnehmer waren unerschütterlich in ihrer Haltung, während andere bereit waren, zuzuhören.“
Fixierung aufbrechen
Zugleich machte er deutlich, dass man derzeit viel zu oft verengte Wahrnehmungen, echte Abschottungen und Verfestigungen in den Welt- und Kirchenbildern erfahre. „Die Fixierung auf Traditionen,“ so Martin Emge, „kann nur aufgebrochen werden durch ein vorurteilsfreies Hinhören auf neuen Ideen.“
Und der Diözesanpräses nennt vier Stichworte, bei denen es ein Umdenken innerhalb der Kirche geben müsse. Zum einen bei der Homosexualität. Emge: „Früher war damit Schuld und Sünde verbunden. Heute haben wir neue humanwissenschaftliche Erkenntnisse und denken um. Und mich hat die Begegnung mit Betroffenen verändert und Vorurteile aufgebrochen.“ Doch auch bei den Themen „Ausgetretene“, „Ökumene“ und „Alleinerziehende“ müsse laut Domkapitular Emge aufeinander gehört werden.
„Überall können wir das Hinhören üben“, konstatierte der Prediger. „Die Kunst des Hörens will gelernt sein. Und hier ist der Eingang in unsere Hörschule.“
So könne das Heiligtum im Schönstattzentrum der Hörsaal sein, „denn hier wohnt die Frau, die die Kunst des Hörens beherrscht. Lernen wir von ihr. Üben wir das Hören mit ihr, ganz praktisch.“ So könnten die Gläubigen dankbar sein für Maria als ihr Vorbild. „Und sind wir dankbar für unsere Gemeinschaft, in der man aufeinander hört und miteinander lernt, auf Gott zu hören.“