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Pastor Holmer verstorben - gewährte den Honeckers Kirchenasyl

Serrahn (KNA) – Berühmt machte ihn sein Kirchenasyl für Erich und Margot Honecker 1990 - am Montagabend ist Uwe Holmer nun im Alter von 94 Jahren in Serrahn bei Rostock verstorben. Das bestätigte die Familie des früheren evangelischen Pastors der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag auf Anfrage. Holmer kam 1929 in Wismar zur Welt. Von 1983 von 1991 leitete er die Hoffnungsthaler Anstalten in Lobetal bei Berlin, eine diakonische Einrichtung. 

 

Holmer und seine Ehefrau nahmen dort auf Bitten der evangelischen Kirchenleitung am 30. Januar 1990 das Ehepaar Honecker für zehn Wochen im Pfarrhaus auf. Nach der Auflösung der Wohnsiedlung für SED-Funktionäre im nahen Wandlitz fand sich für Honecker damals sonst keine sichere Wohnung.

 

In einem Interview der KNA hatte Holmer Anfang 2020 seine damalige Entscheidung, für die er auch von vielen Seiten kritisiert worden war, verteidigt: "Wir sollten die neue Zeit nicht mit Hass und Verachtung beginnen, sondern mit Versöhnung". Zugleich betonte er, dass er mit Honecker in politischen und geistigen Fragen "keine Brücke" gehabt habe.

 

"Für uns waren die beiden ein hilfloses, ziemlich verzweifeltes Ehepaar, das keine andere Hilfe fand als in einem Pfarrhaus", erklärte Holmer weiter. "Zugleich waren wir als Familie tief dankbar und froh über den Fall der Mauer und die anstehende Wiedervereinigung." Das habe auch das Ehepaar Honecker gewusst. "Vielleicht war auch das eine Hinderung zu allzu großer Freundschaft." Im März 2022 strahlte das ZDF einen Fernsehfilm von Jan Josef Liefers über den Aufenthalt der Honeckers bei Familie Holmer aus.

 

Holmer war Vater von zehn Kindern, vier Söhne wurden ebenfalls Pfarrer. Nach seiner Tätigkeit in Lobetal, zog er zurück in seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern und engagierte sich auch über den Ruhestand hinaus im diakonischen Suchtkrankenzentrum in Serrahn.