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Erzbischof: Mehr Mut beim Verkünden der christlichen Botschaft

Wiesbaden (KNA) – Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die Kirche dazu aufgerufen, die christliche Botschaft couragierter zu verkünden. Koch fragte am Donnerstag bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Wiesbaden, ob die Kirche noch den Mut habe, Jesus mit seinem hohen Anspruch als "Heiland aller Menschen" zu verkündigen. "Oder scheuen wir aus Angst vor Ablehnung davor zurück?"

 

Es wäre zwar einfacher, Jesus als bloßes Vorbild, "Bruder der Menschen" oder "Freund aller Religionen" heutigen Zeitgenossen näherzubringen, sagte Koch in einer Predigt laut Manuskript. Schwieriger sei es, "Jesus als Gottes Sohn zu verkünden, etwa in einer Stadt Berlin mit ihren 250 Religionen und den 75 Prozent Nichtchristen und den 65 Prozent Bürgerinnen und Bürgern, die sich als religiös ungebunden sehen und es bleiben wollen".

 

Diese "tiefste Dimension und Begründung" kirchlichen Handelns dürfe jedoch nicht verschwiegen werden, nur weil Gott in der heutigen Gesellschaft "nicht konsensfähig" sei. "Tragen wir durch dieses Verschweigen nicht mit dazu bei, dass Gott aus den Bereichen unserer Politik und Gesellschaft immer mehr herausgenommen wird?", fragte Koch. "Fördern wir so nicht den faktischen gesellschaftlichen Atheismus statt die auch im Grundgesetz vorgesehene wesentliche Bedeutung der Religionen in unserer Gesellschaft?"

 

Es sei allerdings offensichtlich, "dass das derzeitige Erscheinungsbild der Kirche uns vorsichtiger in unseren Forderungen und Erwartungen macht", so der Berliner Erzbischof. "Das Dauerthema unserer Skandale und das Bewusstsein unseres oftmals nicht sehr überzeugenden Lebens, auch als Einzelne, hält uns zurück, mit großen Ansprüchen aufzutreten, auch mit den Ansprüchen Jesu", sagte Koch.

 

In Berlin sei er von führenden Vertretern anderer Religionen inzwischen jedoch mehrfach gebeten worden, gemeinsam dafür einzutreten, die "Stimme Gottes" in der heutigen Gesellschaft nicht verstummen zu lassen. Es sei wichtig, im derzeitigen Bemühen um die Zukunft der Kirche "Gott die Ehre zu geben" und nicht nur zu versuchen, "unseren Einrichtungen und Institutionen wieder zu altem Glanz zu verhelfen, falls es den je gegeben hat".