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Caritas-Chefin warnt vor sozialen Kürzungen in Ostdeutschland

Berlin (KNA) – Zum Tag der deutschen Einheit warnt die Caritas die Bundesregierung davor, das Netz sozialer Hilfen in Ostdeutschland zu gefährden. Nach der Wiedervereinigung seien in den östlichen Bundesländern Hilfsangebote öffentlicher und privater Träger entstanden, die auf die speziellen Nöte der Bevölkerung ausgerichtet seien, erklärte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Montag in Berlin. "Wer die Knoten des sozialen Netzes durchschneidet, spielt demokratiefeindlichen Kräften in die Hände."

 

Welskop-Deffaa warnte vor den im Bundeshaushalt geplanten Kürzungen im Sozialbereich. "Insbesondere in den neuen Bundesländern kann das Vertrauen in unser System der Daseinsvorsorge, das soziale Sicherheit auf viele Schultern verteilt, leicht erschüttert werden - mit erheblichen Folgen für die Zustimmung zu unserer freiheitlichen Ordnung," erläuterte die Caritas-Präsidentin.

 

Die Folgen der DDR-Jahre und der Transformationszeit wirkten bis heute nach. "Gebrochene Erwerbsbiographien mit niedrigen Alterssicherungsansprüchen, geringere Privat-Vermögen, demographische Dellen - das alles macht es in diesem Teil des Landes besonders wichtig, dass die Zusage sozialer Sicherheit verlässlich eingelöst und glaubwürdig beibehalten wird." Wer in seinem Leben bereits mehrfach habe erleben müssen, dass zentrale Institutionen zusammenbrechen, sei nach Pandemie, Energiepreisschock und Kriegsbildern aus der Ukraine "besonders empfänglich für Abbruch-Geräusche im Gebälk des sozialen Gerüsts". Welskop-Deffaa bezeichnete den Aufbau eines vielfältigen sozialen Netzes in Ostdeutschland als einen zentralen Erfolg der Wiedervereinigung. Das Spektrum reiche von der Schuldnerberatung der AWO über die Migrationsberatung der Diakonie bis zu Altenhilfeeinrichtungen der Caritas.

 

"In dem Teil unseres Landes, in dem Christen und Christinnen mehr als 40 Jahre lang aus dem öffentlichen Leben gedrängt wurden, ist es für uns eine Freude, dass wir heute auch dort ein vitaler Teil der sozialen Infrastruktur sind," sagte sie unter Verweis auf die über 1.400 Einrichtungen und Dienste, 36.000 hauptamtliche Beschäftigte und Tausende Ehrenamtliche der Caritas in den östlichen Bundesländern. "Die Menschen in den Umbruchsregionen Deutschlands, gerade im Osten, aber auch im Ruhrgebiet und in den strukturschwachen Regionen des Saarlandes, Hessens oder Bayerns, brauchen die Sicherheit, dass das soziale Netz sie bei Notlagen auffangen wird."