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Neues Rumoren in der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg

Bamberg (epd) - Ausstehende Vorstandswahlen, Nähe zur AfD, umstrittene Gäste: In der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg (IKG) rumort es wieder einmal. Laut Medienberichten hat Ende März in den IKG-Räumlichkeiten eine Lesung mit Iddo Netanyahu, dem Bruder des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, aus seinem Buch «Itamar K.» stattgefunden - moderiert vom Bundesvorsitzenden der «Juden in der AfD», Artur Abramovych. Einem Zuhörer sei diese Lesung «fast wie eine AfD-Veranstaltung» vorgekommen.
Laut Informationen der Bamberger Tageszeitung «Fränkischer Tag» (Mittwoch) gehen AfD-Mitglieder in der IKG ein und aus. Einige Gemeindemitglieder berichteten anonym, dass sie unzufrieden mit ihrer Gemeinde seien. Einige würden die mehr als 600 Mitglieder zählende IKG verlassen. Die turnusgemäß für den Januar geplanten Vorstandswahlen hätten nicht stattgefunden - es gebe auch keinen Ersatztermin. Der erste Vorsitzende, Martin Arieh Rudolph, reagierte nicht auf eine Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) zu den Sachverhalten.
Dem «Fränkischen Tag» hatte ein Gemeindemitglied gesagt, Rudolph wolle die Situation aussitzen. Schon länger läuft es nicht rund in der IKG. Im vergangenen September gab es öffentliche Kritik an einem geplanten Vortrag des umstrittenen früheren CDU-Politikers und Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen. Etwas später trennte sich die IKG von ihrer Pressesprecherin Katharina Jaffa L., weil diese früher zum Beispiel für die Stasi tätig gewesen sein soll. Bereits vor Jahren hatte der Rauswurf der Gemeinderabbinerin für Aufsehen und einen Rechtsstreit gesorgt.
Generell steht eine mögliche Nähe der IKG zur AfD im klaren Gegensatz zur Haltung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die AfD vertrete nicht die Interessen der jüdischen Gemeinschaft, heißt es etwa in einer Erklärung des Zentralrats: «Eine Partei, die außer Hass und Hetze keinerlei gangbare Lösungen» für aktuelle Herausforderungen anzubieten hat, «kann für niemanden eine Alternative sein». Die AfD sei in weiten Teilen rechtsradikal und scheue sich nicht, mit Menschen, die den Hitlergruß zeigen, zu demonstrieren.
Ein Sprecher des Zentralrats teilte auf epd-Anfrage am Donnerstag mit, dieser habe keinen direkten Einfluss auf Vorgänge innerhalb einer jüdischen Gemeinde. Mit Blick auf die ausgesetzten Vorstandswahlen in der IKG Bamberg könne sich lediglich das unabhängige Gericht beim Zentralrat mit Problemen wie unzulässigen oder überfälligen Wahlen befassen - sofern es laut Satzung dafür überhaupt zuständig ist: «Hierzu bedarf es aber einer Klage, zum Beispiel von Mitgliedern der Gemeinde.»