Rednerinnen in Holocaust-Gedenkstunde warnen vor Verschwörungsmythen
Berlin – In ihren Reden zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus haben Charlotte Knobloch und Marina Weisband eine stärkere Achtsamkeit für Formen von Judenhass gefordert, die bis
in die Mitte der Gesellschaft wirken. Man müsse auch „dort zupacken, wo es wehtut“, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Knobloch, am Mittwoch in
der Gedenkstunde des Bundestags. Sie verwies unter anderem auf eine intellektuelle Verbrämung von Antisemitismus, Doppelstandards bei Israel-Kritik und Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit
der Corona-Pandemie.
Die Publizistin Weisband sagte, Antisemitismus beginne mitVerschwörungserzählungen. „Wir können den Anfängen nicht wehren, weil es ein ständiger Prozess ist“, sagte die frühere
Netzpolitikerin.
„Das Phänomen Antisemitismus ist größer als das Offensichtliche“, mahnte Knobloch und verurteilte auch Holocaust-Vergleiche bei den Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der
Corona-Pandemie. „Wer Corona-Maßnahmen mit der nationalsozialistischen Judenpolitik vergleicht, verharmlost den antisemitischen Staatsterror und die Schoah“, sagte die frühere Präsidentin des
Zentralrats der Juden in Deutschland und erntete dafür Applaus aus weiten Teilen des Plenums.
„Passen Sie auf auf unser Land“, forderte die 88-Jährige die Parlamentarier auf. Dabei betonte sie, dies explizit nicht an die „ganz rechte Seite des Plenums“ zu richten. Dort sitzt die AfD,
die Knobloch nicht namentlich erwähnte. „Sie werden weiter für Ihr Deutschland kämpfen, und wir werden weiter für unser Deutschland kämpfen“, sagte sie.
Autor: epd