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Vielfältige Nöte sichtbar machen

Nürnberger Stadtkirche eröffnet Raum für Wut und Klage

Nürnberg – Die Katholische Stadtkirche Nürnberg schafft einen neuen Ort, an dem Menschen ihre Sorgen, Ängste, Nöte, aber auch Wut und Ratlosigkeit zum Ausdruck bringen können. Er geht zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch (17. Februar) als www.klageraum.online an den Start. Es gibt ihn digital und real. Auf der Internetseite können Nutzer in einem Kontaktformular ihre Klagen benennen, die dann auf einer Art Pinnwand online gestellt werden. Im Cafe „Fenster zur Stadt“ in der Nürnberger Innenstadt sind sie zugleich in einem Schaufenster zu lesen, das wie eine Klagemauer gestaltet ist.
Ideengeberin ist Stadtjugendseelsorgerin Magdalena Winghofer. Die Ordensfrau spricht von einem „spirituellem Angebot, das Menschen Raum geben soll, sich und das was sie bewegt, auszudrücken“. Es handle sich aber nicht um ein Hilfsangebot in dem Sinne, dass die Kirche stets eine Antwort oder Lösung für die Nöte parat hätte.
Es sei zunächst einmal wichtig, gerade in der jetzigen Pandemie-Situation vielfältige Nöte sichtbar zu machen. Das könne das Leiden unter fehlender Berührung sein, die Not des Restaurantbesitzers, die Erschöpfung einer Mutter zwischen Homeoffice und Homeschooling, die Hilflosigkeit einer Pflegekraft oder die Zerrissenheit einer Führungsperson. „Das gemeinschaftliche Not-Tragen schafft Solidarität“, ist Schwester Magdalena überzeugt. Um im Klageraum etwas loszuwerden, müsse man nicht religiös sein.
Vergleichbare Initiativen gibt es auch in anderen Städten, etwa in München in der Jesuitenkirche Sankt Michael und in zwei Leipziger Kirchen.

Autor: KNA