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Zäsur und Paradigmenwechsel

Dr. Birgit Kastner ist die neue Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur

Von Quotenfrauen hält sie nichts. Wenn eine Frau in eine führende Position kommt, dann sollte es vor allem wegen ihrer fachlichen Qualifikation sein. Und so sieht sich Dr. Birgit Kastner, die neue Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur auch nicht als Quotenfrau im Erzbischöflichen Ordinariat. Und die Ordinariatsrätin sieht sich auch sehr gut aufgenommen in der Ordinaritaskonferenz, in der in den vergangenen Monaten der Anteil der weiblichen Mitglieder gestiegen ist. „Es war eine Aufnahme voller Herzlichkeit und Respekt“, so die Kunsthistorikern im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Dass mit ihr als Hauptabteilungsleiterin, Carola Marie Schmidt als neuer Museumleiterin und Ludmila Kvapilová- Klüsener als Museumskuratorin nun drei Frauen in diesem Bereich das Sagen haben, sieht Dr. Kastner als eine Zäsur und einen Paradigmenwechsel. Doch nicht nur das Personal in der Hauptabteilung hat gewechselt, auch inhaltlich gibt es Veränderungen, gibt es eine Verschlankung. War der bisherige Hauptabteilungsleiter Dr. Norbert Jung auch Summus Custos des Hohen Doms, Ordensreferent und Leiter des diözesanen Pilgerbüros, so sind diese Bereiche nun nicht mehr an die Hauptabteilung geknüpft. „Aber die Aufgaben sind immer noch groß und vielfältig, und ich muss mich in die verschiedenen Bereiche reindenken“, sagt Dr. Kastner. Die 53-Jährige wurde in Kulmbach geboren, studierte in Würzburg und Bonn Kunstgeschichte und promovierte zu einem Thema der Kirchenarchitektur und Denkmalpflege des 20. Jahrhunderts. Von 2013 bis 2016 war sie bei der Stadt Bamberg Koordinatorin der Museen am Domberg. Zuletzt leitete sie mehrere Projekte zum Europäischen Kulturerbejahr beim Landkreis Bamberg und beim Landesamt für Denkmalpflege. Den Bamberger Dom und das Diözesanmuseum, das auch zu ihrem neuen Verantwortungsbereich gehört, kennt Dr. Birgit Kastner bereits aus ihrer früheren Tätigkeit als Dom- und Museumsführerin. „Es war für mich ein Geschenk, dass durch den Weggang von Dr. Jung die Stelle zur Disposition stand“, konstatiert sie, auch wenn sie zunächst zwiegespalten war, ob sie sich auch wirklich bewerben soll. „Denn eigentlich war es nicht denkbar, dass ich aus dem Zisterzienserprojekt des Landkreises aussteige, das sich auf dem Zenit befindet.“ Durch ihre früheren Tätigkeiten habe sie jedoch Verbindungen zu den Menschen und Kunstwerken am Domberg aufgebaut, so dass sie ihre neue Tätigkeit als „ein Stück nach Hause kommen“ ansieht, „auch wenn ich jetzt eine ganz andere Aufgabenstellung habe“. So möchte sie zum einen das das Profil der Hauptabteilung stärken, zum anderen und vor allem aber auch dazu beitragen, dass Schätze entdeckt und gehoben werden, „nicht nur hier im Haus, sondern in allen Teilen des Bistums“. So möchte sie dazu beitragen, dass es zu einem lebendigen Dialog zwischen der Kirche und der modernen Kunst kommt. Ein erster Schritt in diese Richtung war nach Kastners Aussage die viel beachtete „Funke Gottes“-Ausstellung, in deren Rahmen die „Good God“- Lichtinstallation zwischen den Domtürmen weit über die Stadt und ins Land hinein leuchtete. „Leider gibt es vielfach noch das konservative Kirchenbild, wenn es um Kunst im sakaralen Raum geht“, bedauert Dr. Kastner. „So wird der durchaus schon vorhandene lebendige Dialog mit der modernen Kunst gar nicht wahrgenommen.“ Dabei sei es gerade die Kunst, die die Kirche in verschiedene Richtungen öffnen könne. Dr. Birgit Kastner: „Es ist eine Chance für die Kirche, auch moderner Kunst gegenüber offen und tolerant zu sein. So können Menschen über die Kunst auch niederschwellig erreicht werden.“ Die personellen und strukturellen Veränderungen in ihrer Abteilung sieht die neue Hauptabteilungsleiterin als eine große Chance für weitere Veränderungen. So ist es für Dr. Birgit Kastner eine Herzensangelegenheit die bisherige Dauerausstellung des Diözesanmuseums, deren Konzept in die 1990er Jahre zurückgeht, zusammen mit allen Verantwortlichen neu zu konzipieren. „Die Präsentation ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit“, sagt sie. Durch eine neue Präsentation soll unter anderem auch den Besuchern bewusst gemacht werden, welch große Bedeutung und weltweiten Ruf beispielsweise die Kaisergewänder haben. Doch nicht nur Inhalt der Ausstellung hat sie im Blick, sondern auch die Raumschale, sprich das Kapitelsgebäude. „Die Besucher sollen auch das Gebäude wahrnehmen, denn wir sind eigentlich ein Museum im Kapitelhaus, das eng mit der Bistumsgeschichte verbunden ist.“ Auch möchte Dr. Kastner die Verbindung zwischen Diözesanmuseum und Dom sichtbarer machen. Nach Dr. Kastners Worten gibt es dazu schon Planungen, die jedoch noch genehmigt werden müssen. Diese geplante Neukonzeption des Museums, dazu gehört auch die Umsetzung der Barrierefreiheit, hat auch den Auschlag für die Besetzung der Museumsleitung mit Carola Marie Schmidt gegeben. Eines ist für die neue Haupabteilungsleiterin klar: Alle Veränderungen müssen sensibel gehandhabt werden, alles muss mit den verantwortlichen Gremien abgestimmt werden. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht ein Museum der toten Dinge sind. Und ich denke, dass wir hier auf einem guten Weg sind“, konstatiert Dr. Birgit Kastner.

Autor: Andreas Kuschbert