Neue Mitarbeiterin der „Beratung bei Konflikten & Mobbing in der Arbeitswelt“
Es lässt sich gut an“, freut sich der Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum, Dr. Manfred Böhm, über die neu besetzte Stelle. Seit November 2020 ist Susanne Schneider zuständig für die „Beratung bei Konflikten & Mobbing in der Arbeitswelt“. „Sie ist kompetent und weiß worum es geht“, betont Böhm und fügt hinzu: „Es ist ein Pfund, dass sie sich nicht erst einlesen muss“. Gut zehn Jahre lang war Susanne Schneider selbstständig als Mentorin (B.A.), Wirtschaftsmediatorin (BM) und Systemischer Coach (SG). Doch es fiel ihr schwer Rechnungen zu stellen für ihre Hilfe, wie sie gesteht. „In meiner Seele bin ich Seelsorgerin“. Sich nicht mehr auf die Kalkulation konzentrieren zu müssen, sondern den Inhalt mehr ins Blickfeld zu nehmen, finde sie sehr befreiend. „Das passt besser in meine Denkweise.“ Und Manfred Böhm ist froh, dass nun wieder Kontinuität in die Beratung gekommen ist. Denn das Thema „Konflikte und Mobbing in der Arbeitswelt“ überstehe alle Krisen. Die Digitalisierung beschleunige Entwicklungen, alles werde immer schneller getaktet, atemloser. „Und dieser Druck sucht sich ein Ventil“, erklärt Böhm. In einer Sucht, im Burnout, aber auch im Mobbing. Spitze des Eisbergs Dabei sei Mobbing sozusagen die Spitze des Eisbergs, unter der ein riesiger Berg an Konflikten und Problemen liegt, die einen Beratungsbedarf haben. Mobbing sei die höchste Stufe des Konflikts. Deshalb mache es Sinn, so die Experten, die Mechanismen zu erkennen, um die richtigen Schritte unternehmen zu können. Zum Beispiel Betriebsvereinbarungen zu erstellen, die den Beteiligten Orientierung geben. Konflikte und Mobbing entstünden oft durch mangelnde Führung, die ein Machtvakuum entstehen lässt. Oder durch starre Hierarchien, das Fehlen von Transparenz und Klarheit. Auch häufige Umstrukturierungen fördere Stress und Unklarheit, wer was zu tun hat. Gruppendynamik oder bestehende Regeln, die jemand (unbewusst) stört, weil er etwas anders macht oder einfach anders ist. Immer ist es ein systemisches Problem. Es geht um die Person Bei einem Konflikt, gehe der Streit zunächst um die Sache, erklärt Susanne Schneider. Auch wenn die persönliche Ebene mit hinein spiele. Bei Mobbing gehe es um die Person, der man schaden will oder die man weghaben möchte. Kleinere Angriffe – regelmäßig und über einen längeren Zeitraum. „Wie auf einer Perlenkette“. Das könnten „Kleinigkeiten“ sein, Informationen, die man nicht weitergibt, über jemanden zu reden, wenn er dabei ist, jemanden übergehen oder vor versammelter Mannschaft „rundzumachen“. „Die Summe macht´s. Die Kontinuität.“ Der Betroffene fühlt sich immer schwächer, unsicherer, irritiert, falle auch privat in die Isolation. „Es ist eine Spirale nach unten“, weiß Susanne Schneider. Mobbing brauche die anderen. Die, die wegsehen oder gar mitmachen. Die Angriffe würden auf Dauer verpuffen, wenn die anderen reagieren würden. „Es ist also ein extrem vielschichtiges Thema“, betont Manfred Böhm. „Höchst individuell“. Für die Beratung brauche es deshalb eine hohe Sensibilität und ein gutes Netzwerk, den Schulterschluss mit anderen Experten, etwa wenn es um rechtliche Fragen oder psychologischen Hilfebedarf gehe. Neben der Beratung von Betroffenen bietet die Stelle auch Unterstützung für die Betriebe, für Mitarbeiter oder Betriebsräte. „Sobald es Corona zulässt, wird es auch wieder Schulungen geben“, sagt Böhm. Es gehe darum zu sehen, wie betriebliche Interventionen organisiert, festgefahrene Strukturen aufgebrochen werden können. Darum, für das Thema überhaupt zu sensibilisieren, Mechanismen zu erkennen. Zu erkennen, wie ein Konflikt eskalieren kann und was getan werden kann, damit das nicht passiert. Zu differenzieren zwischen Konflikt und Mobbing, denn beides erfordere unterschiedliche Wege. Betroffene erfahren in der Beratung vor allem individuelle Stärkung. „Einfach mal die ganze Situation erzählen zu können, kann schon sehr entlastend sein“, erklärt Susanne Schneider. Es sei wichtig, dass sich mal jemand auf die Seite des Betroffenen stelle, ihm zuhöre. Ihn verstehe. Aber auch zu hinterfragen. Zu fragen: wie die eigene Sichtweise mit der Situation zusammenhängt. „Mir ist dabei Klarheit ganz wichtig“, betont Susanne Schneider. Situationen benennen, Hypothesen überprüfen. „Die Anlässe für die Anrufe sind sehr unterschiedlich“, weiß Susanne Schneider. Zu verstehen, was das Anliegen des Ratsuchenden ist, wo er hin wolle, was möglich ist, das sei höchst individuell. Um so wichtiger Licht ins Dunkle zu bringen. Denn ein Mobbingbetroffener leide nicht automatisch an einer „Individuellen Anpassungsstörung“. Mobbing sei ein systemisches Thema. „Ganz normale Arbeiternehmer können betroffen sein, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind“, betont Manfred Böhm und macht darauf aufmerksam, dass sich auch Mobbende als „Opfer“ fühlen können. Es gehe nicht um begriffliche Zuschreibungen von Täter und Opfer. „Das sind ja keine bösen Menschen. Die haben ihre eigene innere Not“, sagt Böhm. „Es geht nicht um Moral.“
Beratungsstelle bei Konflikten & Mobbing in der Arbeitswelt Termine nach telefonischer Vereinbarung Susanne Schneider, Telefon: 09 51 / 9 16 91 23 Ludwigstraße 25, Eingang C (Postgebäude), 96052 Bamberg mobbingberatung@ arbeitnehmerpastoral-bamberg.de
Autor: Brigitte Pich