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„Gottesdienste sind kein Beiwerk“

Kirchen überrascht über „Oster-Shutdown“

München – Die großen Kirchen in Bayern reagieren überrascht auf den beschlossenen „Oster-Shutdown“ von Bund und Ländern. Zumal davon „das wichtigste Fest der Christen betroffen“ ist, sagte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am heutigen Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Regierungschefs von Bund und Ländern hatten am frühen Dienstagmorgen nach einer stundenlangen Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen, „auf die Religionsgemeinschaften zuzugehen, mit der Bitte, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen“.
Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, sagte weiter, die Kirchen würden sich „in den von der Bundeskanzlerin angekündigten Gesprächen zunächst genau erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdiensten haben, nun nicht mehr ausreichen sollen“. Danach wolle man sich in den Gremien beraten, „wie wir mit der Bitte umgehen“. Noch am Montag hatte er gesagt, er habe „keinen Anlass“ am Stattfinden der diesjährigen Ostergottesdienste zu zweifeln.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, fühlt sich von den Bund-Länder-Beschlüssen zu einem weitreichenden Corona-Lockdown über Ostern überrumpelt. „Wir sind überrascht worden. Ostern ist das wichtigste Fest für uns, Gottesdienste sind kein Beiwerk“, sagte Bätzing am Dienstag laut einem Tweet, den die Bischofskonferenz bei Twitter veröffentlichte. „Zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie wir mit Vorsicht Messe feiern können. Darauf wollen wir Ostern nicht verzichten.“ Darüber wolle man nun Gespräche mit den Regierungen führen.
Auch ein Sprecher des Erzbistums München und Freising brachte am Dienstagmorgen seine Überraschung über die Beschlüsse zum Ausdruck. Weiter kommentieren wollte der Sprecher des größten bayerischen Bistums die Beschlüsse erst einmal nicht: „Zum einen, weil es ja nach bisherigem Kenntnisstand keine Verbote sondern nur Empfehlungen sind, zum anderen, weil wir erst einmal die angekündigten Gespräche mit der Politik abwarten wollen.“ Auch die Katholische Kirche in Bayern ist bislang davon ausgegangen, dass Präsenzgottesdienste an Ostern stattfinden können.
Der Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, reagierte am Dienstagmorgen ähnlich: „Das Ergebnis hat uns ohne jede Vorwarnung durch die Nachrichten heute Morgen überrascht. Wir werden das im Laufe des Tages beraten“, sagte er.
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen hatten Bund und Länder in der Nacht die Verschärfung geltender Beschränkungen beschlossen. Dazu gehört eine „erweiterte Ruhezeit“ zu Ostern. Gründonnerstag (1. April) und Karsamstag (3. April) sollen zu einmaligen Ruhetagen erklärt werden, so dass das Land vom 1. April bis zum Ostermontag am 5. April komplett herunterfährt.

Autor: epd