Umfrage: Umgang mit Missbrauchsfällen Grund für Kirchenaustritte
Köln - Das Ansehen der katholischen Kirche hat laut einer aktuellen Umfrage in den letzten Monaten in Deutschland stark gelitten. 82 Prozent der Befragten erklärten, die Kirche habe in den
letzten Monaten an Glaubwürdigkeit verloren, teilte das Meinungsforschungsinstitut YouGov am Freitag in Köln mit. Zwei Fünftel der katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder unter den
Teilnehmern nannten demnach einen intransparenten Umgang der Kirchen mit Missbrauchsvorwürfen als möglichen Grund für einen Kirchenaustritt.
Die katholische Kirche war zuletzt wegen der Auseinandersetzung um die Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln und wegen der Ablehnung der Segnung von homosexuellen Paaren durch den Vatikan in
die Schlagzeilen geraten.
Rund 28 Prozent der Kirchenmitglieder beider großen Konfessionen ziehen der Mitteilung zufolge derzeit in Betracht, die Kirche zu verlassen. Bei potenziellen Gründen für einen Austritt
nannten die Befragten neben dem Missbrauchsskandal am häufigsten nicht mit der eigenen Haltung übereinstimmende kirchliche Moral- und Gesellschaftsvorstellungen (38 Prozent), das Zahlen von
Kirchensteuern (31 Prozent) sowie Verschwendungssucht einzelner Amtsträger (30 Prozent). Für ein knappes Viertel der Mitglieder gebe es hingegen keine Gründe für einen derzeitigen
Kirchenaustritt.
Wer in den letzten zehn Jahren bereits ausgetreten ist, tat dies laut YouGov am häufigsten wegen der Kirchensteuern (64 Prozent).
Knapp die Hälfte führte außerdem an, keine Religionszugehörigkeit zu brauchen, um gläubig zu sein. Über 40 Prozent nannten zudem kirchliche Moral- und Gesellschaftsvorstellungen oder gaben
an, keine kirchlichen Angebote genutzt zu haben beziehungsweise nicht oder nicht mehr an die Kirche als Institution zu glauben.
Als „spirituelle Menschen“ bezeichneten sich demnach 37 Prozent aller Umfrageteilnehmer, unabhängig davon, ob sie Kirchenmitglieder sind oder nicht. Frauen sagten dies mit 45 Prozent häufiger
als Männer (28 Prozent). Nach eigenen Angaben befragte YouGov von Montag bis Mittwoch dieser Woche 2067 Personen in Online-Interviews - die Ergebnisse seien repräsentativ für die deutsche
Bevölkerung ab 18 Jahren.
Autor: epd