Erlangen geht weiteren Schritt in Richtung HuPfla-Gedenkort
Erlangen - Die Stadt Erlangen ist am Mittwochabend in eine neue Etappe auf dem Weg zu einem Lern- und Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“ eingebogen. Digital traf sich jetzt zum
ersten Mal ein stadtgesellschaftliches Forum für das Projekt. Das Gremium, das unter anderem aus Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften, Vereinen und Initiativen, wie dem
Aktionsbündnis „Gedenken gestalten - HuPfla erhalten“ besteht, werde zweimal im Jahr öffentlich tagen, sagte Geschäftsführerin Dorothea Rettig.
Mit einer Diskussion über die Zukunft des Areals der 1846 gegründeten „HupPfla“ (Heil- und Pflegeanstalt) sind in der Universitätsstadt die Gespräche über einen Erinnerungsort in Gang
gekommen. Inzwischen stehe fest, dass der Freistaat Bayern sich finanziell an einem Erinnerungsort beteiligen werde und den Mittelteil des so genannten „Kopfbaus“ auf dem Gelände der
Universitätskliniken zur Verfügung stelle, sagte Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) vor dem ersten Forum-Treffen.
In einem planerischen Wettbewerb werde man aber nicht nur dieses Areal, sondern andere Räume in der Stadt mit einbeziehen. Janik nannte hier das Rathaus oder den Bahnhof. Die Ausschreibung
soll in diesem Jahr passieren. Das Treffen bezeichnete Janik als „nächsten Schritt in einem intensiven Prozess“. Eine Prognose, wann der Erinnerungsort in Erlangen Realität werde, wage er
aber nicht.
Aus der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen wurden im Mordprogramm T4 der Nationalsozialisten 908 Opfer in Tötungsanstalten mit Kohlenmonoxid vergast. Weitere Menschen starben noch nach der
Beendigung von T4, viele am Nahrungsentzug, verordnet durch den bayerischen „Hungerkosterlass“.
Für einen Dokumentationsort liegt bereits ein 57-seitiges Rahmenkonzept vor, das der Gedenkstättenexperte Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, und sein wissenschaftlicher
Mitarbeiter Julius Scharnetzky erarbeitet haben.
Autor: epd