Caritas international: Nato-Abzug aus Afghanistan katastrophal
Freiburg - Der Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan bringt nach Einschätzung von Caritas international Leid und Not für die Menschen im Land. „Aus humanitärer Sicht ist dieser
überhastete Abzug eine Katastrophe“, sagt Oliver Müller, der Leiter des Hilfswerks, am heutigen Donnerstag in Freiburg. Die Nato hatte am Mittwoch nach einer entsprechenden Entscheidung der
USA beschlossen, am 1. Mai mit dem Truppenabzug zu beginnen. Er soll am 11. September abgeschlossen sein. Derzeit sind noch etwa 10000 Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan stationiert,
darunter bis zu 1300 deutsche.
„Alles, was in Afghanistan in den vergangenen Jahren erreicht wurde, ist sehr fragil“, erklärte Müller. Nun sei zu befürchten, dass es zu einer weiteren Eskalation der Gewalt komme und das
Land in seiner Entwicklung um Jahrzehnte zurückgeworfen werde. Bei den humanitären Projekten des Hilfswerks zeige sich, dass die Menschen schon jetzt in nahezu allen Lebensbereichen auf Hilfe
von außen angewiesen seien. Gerade die junge Generation dürfe nicht im Stich gelassen werden, Afghanistan sei eines der Länder mit dem niedrigsten Durchschnittsalter weltweit.
„Die jungen Afghanen brauchen Bildung, Arbeit, medizinische Versorgung und ausreichend Zugang zu Lebensmitteln und sauberem Wasser“, sagte Müller, „sonst droht dem Land ein Exodus.“ Bereits
im Jahr 2019 waren laut Caritas international weltweit knapp drei Millionen afghanische Flüchtlinge im Ausland registriert. Bei der nun drohenden sicherheitspolitischen Destabilisierung sei
mit einem Anstieg auf das Niveau von 2001 zu rechnen, als knapp vier Millionen Menschen das Land verließen.
Autor: epd