Quarantäne für Benediktiner in Münsterschwarzach aufgehoben
Münsterschwarzach - Die Benediktiner im unterfränkischen Münsterschwarzach sind nach sechs Corona-Fällen in der Mönchsgemeinschaft nicht mehr in Quarantäne. Das Klostergelände kann wieder
normal betreten werden, ab dem morgigen Donnerstag können wieder Besucher zu den Gottesdiensten kommen, wie die Abtei auf ihrer Facebook-Seite mitteilte. Die noch aktiven Infizierten seien
weiter im derzeit geschlossenen Gästehaus der Abtei isoliert.
Der Arzt der Gemeinschaft, Bruder Ansgar Stüfe, bezeichnete unterdessen im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die im Kloster angewandte Strategie mit Antigen-Schnelltests
als sinnvoll für Ausbrüche in Wohn- und Lebensgemeinschaft. „Es muss aber sofort mit der Reihentestung begonnen werden“, sagte der Mediziner.
Am Karsamstag hatte Stüfe in der unterfränkischen Abtei zwei Corona-Fälle unter den etwa 80 Mönchen festgestellt. Infolge täglicher Reihentests seien dann vier weitere positive Fälle entdeckt
worden.
Der Arzt verwies darauf, dass Schnelltests nicht nur billiger als PCR-Tests seien, sondern auch sofort und nicht erst nach einer Laboranalyse Ergebnisse lieferten. „Der Zeitfaktor ist sehr
wichtig, um ganz am Anfang die positiven Fälle zu erkennen. Zwei Tage spielen dabei eine große Rolle, besonders bei der neuen Variante des Virus.“ Hinsichtlich des Münsterschwarzacher Falls
sei erst zehn Tage nach der Erstinfektion ein PCR-Test durchgeführt worden. Dabei sei keine weitere Neuinfektion festgestellt worden.
Gleichzeitig warnte Stüfe vor zu großen Erwartungen. „Schnelltests bei Gesunden willkürlich vorzunehmen, hat nur begrenzten Wert.“ Das Problem liege in der unsachgemäßen Durchführung und
geringer Effizienz bei einer Anwendung einmal in der Woche. Zudem dürfe es bei einem negativen Ergebnis kein falsches Sicherheitsgefühl geben. Mit Blick auf eine diskutierte Testpflicht in
Unternehmen sagte er: „Insgesamt werden sicher ein paar mehr Fälle gefunden.“ Insofern habe eine solche Maßnahme „einen gewissen, aber begrenzten Effekt“.
Am vergangenen Wochenende kam es zwischen Stüfe und dem zuständigen Gesundheitsamt Kitzingen zu Diskussionen über das Krisenmanagement und die Impfstrategie. Den Vorwurf der Behörde, einen
Corona-Fall zu spät gemeldet zu haben, wies das Kloster zurück. Der Mediziner hatte zudem kritisiert, dass im Gegensatz zu anderen Klöstern in Bayern die Benediktiner trotz vieler älterer
Mönche nicht als Gemeinschaftsunterkunft eingestuft und so komplett geimpft worden seien. Das Landratsamt hatte erklärt, die Impfverordnung sehe dies nicht vor. Es gebe keinerlei Spielraum
bei der Auslegung.
Stüfe hatte am Samstag erklärt, dass die Abtei mit ihrem Gymnasium (700 Schüler) und 320 weltlichen Angestellten „ein potenzieller Hotspot“ sei. „Es dürfte nicht viele andere Zentren im
Landkreis geben, in denen eine Lebensgemeinschaft so viele Menschen mit Corona anstecken könnte wie bei uns.“ Diese besondere Gefährdungslage sei behördlicherseits ignoriert worden.
Autor: KNA