Der Künstler Rudolf Ackermann gestaltet die neue Kapelle im Haus Frankenthal
Das war mein Ausgangspunkt.“ Rudolf Ackermann zeigt ein Foto der Kapelle im „Haus Frankenthal“ in Vierzehnheiligen, als sie sich schon im Bauzustand befand. Zwei zugemauerte Fenster, der Putz von den Wänden abgeschlagen; alles sehr düster. Viel hat sich seitdem verändert, und die Kapelle im Haus entwickelt sich zu einem wahren Schmuckstück. Dazu trägt im Wesentlichen der Eichstätter Künstler Rudolf Ackermann bei. Er gewann den ausgeschriebenen Künstlerwettbewerb, nach seinen Entwürfen wurden Altar, Ambo, Tabernakel, Priestersitz und Sitzgelegenheiten geschaffen und nun vom Altmühltal nach Vierzehnheiligen gebracht. Der 84-jährige Künstler aus Eichstätt hatte sich am Künstlerwettbewerb zur Neugestaltung der Kapelle beteiligt und überzeugte mit seinen Entwürfen die Jury. „Das war eine ganz interessante Aufgabe“, so Rudolf Ackermann im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Und es war etwas Besonderes. Denn meistens werden bei Kirchenrenovierungen nur Teile erneuert. Hier konnte ich jetzt einen ganzen Raum gestalten.“ Um ein Gefühl für den Raum zu bekommen, war er vor einigen Monaten nach Vierzehnheiligen gekommen, setzte sich eine ganze Zeit lang alleine in die Kapelle und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Und doch war für ihn die Entwicklung von den ersten Gedanken bis zu den endgültigen Entwürfen kein langer Prozess, wie er erzählt. „Wichtig war für mich von Anfang an die Frage, wie ich einen schönen, harmonischen Raum bekomme.“ Aus diesem Grund war für ihn auch klar, dass nur gleiche Materialien verwendet werden können, ein „Mischmasch kam für mich nicht infrage“. So entschloss er sich, für alle Ausstattungsstücke Holz zu verwenden, um so eine Einheit mit dem vorhandenen Holzfußboden zu erreichen. Ackermann: „Holz kam aber auch deshalb nur infrage, da alles andere für den Boden und dessen Tragfähigkeit zu schwer gewesen wäre.“ Viel habe er in den vergangenen Monaten probiert, und am Ende stand die Entscheidung für Eichenholz geräuchert als Material für die Ausstattungsgegenstände. Bei seinen Überlegungen kam ihm schließlich auch die Idee von Hölzerstapeln in Kuben, „wie bei einem Holzstoß“. Beläuft sich das Höhenmaß immer auf vier Zentimeter, so sind die Hölzer in der Breite ansonsten sehr unterschiedlich. „Und ich habe sie auch extra nicht so ganz exakt übereinandergelegt, sondern so, als wenn die von Hand gestapelt worden wären“, erklärt Ackermann seine Vorgehensweise. „Wenn das Licht darauf fällt, gibt es dann noch einmal eine besondere Haptik.“ Betrachtet man die Werke von Rudolf Ackermann, so erkannt man schnell, dass er mit dem Zahlenmaß spielt – alles ist durch 12 teilbar. So misst der Altar 108 mal 108 Zentimeter, hat 24 Schichten, 12 mal gibt es einen Wechsel von Langholz und Vierholz. Die kleinen Holzbodenplatten haben ein Maß von 4 mal 4 Zentimetern, die insgesamt 40 variablen Sitze messen 48 mal 48 Zentimeter. Ackermann: „Zwölf und 24 sind einfach schöne Zahlen, und die 4 kommt in den Evangelien auch häufig vor, denken Sie nur an die vier Elemente oder die vier Evangelisten.“ 108 Zentimeter breit ist zudem auch das neue, vom Boden bis zur Dachschräge reichende Fenster, vor dem der Altar platziert ist. Präsentiert sich dieser während der Aufbauphase ebenso wie der Tabernakel noch in einem dunklen Eichenholzton, so soll das bis zur Weihe der Kapelle noch geändert werden. So will der Künstler die senkrechten Seiten noch mit Blattgold verkleiden, ebenso Teile des Tabernakels. Während alle Einrichtungsgegenstände aus Holz sind, hat Ackermann als Material für das Kreuz und den Leuchterhalter Messing ausgewählt. Präsentieren sich heute die Wände des Kapellenraums in einem einheitlichen Weiß, so hatte Rudolf Ackermann ursprünglich eine andere Idee. „Als Hommage an die Korbstadt Lichtenfels wollte ich zunächst eine Korbflechtwand“, erzählt der 84-Jährige. „Aber das habe ich dann verworfen. Und die Reduzierung auf den jetzigen Zustand ist die Quintessenz aus meinen Überlegungen.“ Als etwas problematisch bezeichnet er die Restdeckenstücke, die nach der Öffnung der Decke aus statischen Gründen übriggeblieben sind. Doch auch sie setzt der Künstler geschickt in Szene, indem er Lichtbänder in die Decken eingebracht hat. Ersetzt wurden während des Umbaus auch die bisherigen Holzstreben im Dach durch Strahlträger. Sie dienen nun nicht nur als statische Hilfen, „sie sind sehr gut geeignet, um Lichtstrahler anzubringen“, so Ackermann. Sorgen bereiteten ihm in Sachen Licht auch die kleinen Fenster in den seitlichen Dachgauben. „Sie durchschneiden zum einen die Raumschale und ihr Licht stört die Konzentration auf das große zentrale Fenster“, erklärt er. Doch Ackermann hat auch hier eine Lösung parat: vor die Gaubenfenster platziert er Schiebeelemente aus opalisiertem Glas, so dass der Lichteinfall abgemildert wird. Und er hat sich noch etwas einfallen lassen, „damit die Leute nicht einfach durch die beiden Eingänge in den Raum einfallen“, wie Ackermann es ausdrückt. So werden an beiden Eingängen Holzgitter angebracht, an denen die Gläubigen rechts und links vorbei in die Kapelle gehen können. Bis die ersten Gläubigen die Kapelle betreten und dort Gottesdienste feiern können, werden noch einige Wochen vergehen. Doch man kann sich schon jetzt auf das neue Schmuckstück freuen.
Autor: Andreas Kuschbert