Missbrauchs-Betroffener würdigt „aktives Zuhören“ der Visitatoren
Köln - Der ehemalige Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Karl Haucke, hat das Gespräch der beiden päpstlichen Gesandten mit fünf Opfern sexualisierter Gewalt gewürdigt.
Kardinal Anders Arborelius aus Schweden und Bischof Hans van den Hende aus den Niederlanden hätten sich am Dienstag in Köln empathisch den Betroffenen im Gespräch zugewandt und „aktiv
zugehört“, sagte Haucke am Mittwoch im „Morgenecho“ bei WDR 5. Haucke war im vergangenen Herbst im Zusammenhang mit der Kontroverse über das Gutachten zum Umgang der Bistumsleitung mit
Missbrauchsfällen aus dem Betroffenenbeirat des Erzbistums ausgetreten.
„Ich habe mich teilweise sogar gewundert: ich bin doch hier in Köln, und trotzdem sitzt da jemand, der mir zuhört“, schilderte Haucke. In den zurückliegenden Auseinandersetzungen mit Kardinal
Rainer Maria Woelki habe er hingegen erlebt, dass Woelki nicht auf Sachargumente der Betroffenen eingegangen sei, sondern vielmehr die durch ihn provozierte Enttäuschung und Verärgerung
instrumentalisiert habe. Der Kardinal habe nach außen den Eindruck erweckt, die Betroffenen seien „gefühlsduselig“ und müssten nicht ernst genommen werden, kritisierte Haucke. Der Kardinal
habe das in ihn gesetzte Vertrauen verspielt.
Das Gespräch mit den päpstlichen Visitatoren sei dagegen völlig anders gewesen, betonte Haucke. Neben der glaubhaften Zuwendung hätten die Visitatoren auch Wert auf eine präzise
Protokollierung gelegt, vor allem von konkreten Sachschilderungen der Betroffenen.
Haucke, der berichtete, als Kind in einem Ordensinternat sexuell missbraucht worden zu sein, betonte, dass er gestärkt aus dem Gespräch mit den päpstlichen Visitatoren hervorgegangen sei. Vor
allem, weil dies ein Signal an alle Betroffenen in allen deutschen Bistümern sei. Die Botschaft sei, dass es tatsächlich bei der katholischen Kirche eine Stelle gebe, bei der man reden könne.
Haucke mahnte allerdings an: „Das sollte aber nicht dazu führen, dass man meint, Kirche allein kann aufarbeiten und aufklären.“
Papst Franziskus lässt den Umgang des Erzbistums Köln mit Missbrauchsfällen untersuchen und beauftragte die Bischöfe von Stockholm und Rotterdam mit einer sogenannten Apostolischen
Visitation. Die Gesandten des Heiligen Stuhls machen sich derzeit vor Ort ein Bild. Dabei sollen sie nach Angaben der Apostolischen Nuntiatur mögliche Fehler des Kölner Erzbischofs Woelki,
der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sowie des heutigen Hamburger Erzbischofs Stefan Heße untersuchen.
Autor: epd