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„Es braucht neue Heilige, Liebende, die beten können und es gern tun.“

Russischer Bischof kritisiert Reformweg deutscher Katholiken

Eichstätt - Clemens Pickel, aus Sachsen stammender Bischof von Saratow in Russland, hat die aktuelle Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg, kritisiert. „Ich glaube nicht, dass die vier großen Themen des Synodalen Weges unsere Kirche aus der Krise führen können“, sagte Pickel in einem Interview mit „Maria 1.0“, einer in Eichstätt ansässigen Initiative, die Kirchenreformen gegenüber kritisch eingestellt ist. Beim Synodalen Weg gibt es vier Foren zu den zentralen Themen Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und Rolle der Frauen.
Pickel ergänzte: „Es geht doch nicht darum, einen Arbeitgeber, einen netten Traditionsverein oder ein Forum mit (Zer-)Redebedarf am Leben zu erhalten. Vermutlich klingt es abgehoben. Ich riskiere es trotzdem zu sagen: Wie in jeder Kirchenkrise der letzten 2000 Jahre, braucht es neue Heilige, Liebende, die beten können und es gern tun.“ Pickel fügte an: „Wenn ich wirklich will, dass Neuevangelisierung gelingt, muss ich so leben, dass man es mir glaubt, dass ich glaube.“ Persönliches Zeugnis sei wichtiger als Strategien, die in ihrer Theorie versandeten.
Der Bischof monierte zudem, einen „negativen, aber leider starken Einfluss auf die Suche nach Auswegen“ hätten die öffentlichen Medien und sozialen Netzwerke. „Meinungen werden diktiert. Als einer, der in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist, erschreckt es mich, wie mediengefügig Menschen in einem freien Land gemacht werden können.“ Ihm tue es leid, fügte Pickel an, „wie man in letzter Zeit versucht, Christen mit Zitaten von sogenannten 'Theologen' zu manipulieren“. Ferner sorgten ihn „die stille Auswanderung seit Jahrzehnten, die leeren Kirchen, die nur ein Bild für eine andere Leere sind“.
Zu den Herausforderungen der katholischen Kirche in Russland führte Pickel aus, eine Hürde sei es, „dass wir mit den Getauften lernen, Kirche zu bleiben, auch wenn sie in Zukunft ohne eigenen Priester im Umkreis von Hunderten Kilometern auskommen müssen“. Die Auswirkungen der langjährigen Kirchenverfolgung seien weiter schmerzhaft zu spüren. „Hier im Osten erleben wir, was es heißt, wenn jemand ohne Tradition versucht, Kirche zu sein, ohne Wurzeln. Das ist unbeschreiblich schwer.“ Pickel weiter: „Der Dialog mit der Russisch-Orthodoxen Kirche ist eine nicht immer einfache Herausforderung.“

 Autor: KNA