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Mehr Menschen leben in Armut

Caritas International: Corona bedroht entwicklungspolitische Erfolge

Freiburg - Die Corona-Pandemie bedroht laut Caritas International viele entwicklungspolitische Erfolge der vergangenen Jahre. „Nie zuvor hat eine einzelne Krise so viele Todesopfer verursacht und so viele Menschen in existenzielle Not gestürzt“, sagte der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, bei der Jahrespressekonferenz des katholischen Hilfswerks am heutigen Mittwoch in Freiburg. So sei die Zahl der Menschen gestiegen, die in extremer Armut leben. Rückschläge gebe es auch beim Kampf gegen Polio und andere Infektionskrankheiten sowie bei der Abschaffung der Kinderarbeit.
Das Hilfswerk unterstützte nach eigenen Angaben im Jahr 2020 weltweit mehr als eine Million Menschen mit Corona-Projekten. Müller kritisierte, die hohen Todeszahlen in armen Ländern seien auch die Folge von Versäumnissen der vergangenen Jahre. In Peru etwa seien die Gewinne aus dem Abbau von Bodenschätzen nicht in den Ausbau des Gesundheitssystems investiert worden. Deshalb sei die lebensrettende Behandlung für viele Menschen nicht verfügbar. Müller mahnte zu mehr Solidarität, um die Pandemie zu beenden. „Gerade in der Impfstoffverteilung müssen die Staaten bereit sein, Egoismen hinter sich zu lassen“, sagte er.
Der Caritas-Leiter kritisierte auch die Zustände im Flüchtlingslager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos. Im Vergleich zum im September 2020 abgebrannten Lager Moria habe sich zwar einiges verbessert. Insgesamt seien die Zustände aber „unzureichend und beschämend“. So lebten die meisten der 4330 Flüchtlinge in Zelten, die keinen Schutz vor der Hitze böten. Zudem sei kein Abwassersystem im Lager installiert, betonte Müller, der das Camp vergangene Woche besucht hatte. Kara Tepe sei ein „Zeichen der Abschreckung“, das andere Flüchtlinge und Migranten von der Flucht abhalten solle.
Insgesamt hatte Caritas International nach eigenen Angaben im Jahr 2020 Einnahmen in Höhe von 95,2 Millionen Euro (2019: 84,1 Millionen Euro). Davon kamen etwa 55,4 Millionen Euro aus staatlichen und kirchlichen Zuschüssen. Mit Spendeneinnahmen in Höhe von 36,7 Millionen Euro verzeichnete Caritas International wie viele andere Hilfsorganisationen im ersten Jahr der Pandemie ein Plus im Vergleich zu 2019 (30,4 Millionen Euro). Mit dem Geld förderte Caritas International 683 Projekte in 74 Ländern.

 Autor: epd