Mahnwache für Hallstadter Pfarrer-Ehepaar
Hallstadt - Vor der evangelischen Johanneskirche in Hallstadt bei Bamberg wird am heutigen Montag nach Angaben der Veranstalter eine Mahnwache für das Pfarrer-Ehepaar Susanne
Wittmann-Schlechtweg und Andreas Schlechtweg abgehalten. Die beiden müssen sich am 26. August vor dem Bamberger Amtsgericht verantworten: Ihnen wird „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt ohne
erforderlichen Aufenthaltstitel“ zur Last gelegt. Hintergrund ist die Gewährung eines Kirchenasyl für eine iranische Frau im Jahr 2020.
Für Susanne Wittmann-Schlechtweg war sofort klar, in diesem Fall handeln zu müssen, sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die junge Iranerin hätte von ihrem Mann
getrennt und gemäß des Dublin-Abkommens nach Kroatien abgeschoben werden sollen. Doch durch viele Berichte aus anderen europäischen Länder sei für die Pfarrerin klar, „dass selbst in
europäischen Staaten die Menschenrechte nicht automatisch gewahrt werden.“ Selbst Gewalterfahrungen seien keine Seltenheit, so Wittmann-Schlechtweg.
Bei dem Gerichtsverfahren gegen das Pfarrer-Ehepaar hätte die Möglichkeit auf Einstellung der Klage unter Auflage einer Geldzahlung von 4000 Euro pro Person bestanden. Darauf gingen beide
nicht ein, sondern legten Widerspruch ein. Denn „mit der Zahlung des Bußgelds würden wir die Schuld anerkennen“, sagte Andreas Schlechtweg. Er habe aber nicht das Gefühl, ein Gesetz
übertreten zu haben.
An der Mahnwache werden Dekan Hans-Martin Lechner, der Beauftragte für Kirchenasyl der Evangelischen Landeskirche in Bayern, Thomas Schmitt, Mutter Mechthild von der Abtei Maria Frieden und
Bruder Abraham von der Abtei Münsterschwarzach Solidaritätsworte sprechen.
Die Veranstalter, das Netzwerk Bildung- und Asyl, die Flüchtlingsinitiative „Freund statt fremd“, die Interreligiöse Fraueninitiative, die Seebrücke Bamberg und die Koordinierungsstelle für
die Flüchtlingsarbeit im Dekanatsbezirk Bamberg rufen auf, sich gemeinsam hinter das Kirchenasyl, die Kirchengemeinde und das couragierte Pfarrer-Ehepaar in Hallstadt zu stellen. „Wer
Kirchenasyl gewährt, begeht keinen Rechtsbruch. Kirchenasyl verhindert menschliches Leid und ist Handel aus christlichem Gewissen heraus“, betonte Pfarrerin Mirjam Elsel von der Bamberger
Mahnwache Asyl.
Autor: epd