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„Derlei Gedankenspiele sind grob fahrlässig“

Maria 1.0 gegen Reform der katholischen Sexualmoral

Eichstätt - Die Kirchenreformen gegenüber kritisch eingestellte Katholikinnen-Initative „Maria 1.0“ hat sich „entsetzt“ über Äußerungen des Aachener Bischofs Helmut Dieser gezeigt. Dieser hatte jüngst in einem Interview der Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück für eine Reform der katholischen Sexualmoral plädiert. „Ich möchte aus der extremen Defensive, der Gefahr der Ghettoisierung der Kirche und des Rückzugs heraus.“ Es gelte, den Menschen zu zeigen, „dass dieser Glaube ein Plus ins Leben bringt“. Weiter sagte er: „Wir brauchen den Anstoß für eine Weiterentwicklung der Lehre.“
Die Sprecherin von „Maria 1.0“, Clara Steinbrecher (23), findet „derlei Gedankenspiele“ eines römisch-katholischen Bischofs „grob fahrlässig“, wie es in einer in Eichstätt veröffentlichten Stellungnahme der Gruppierung vom heutigen Donnerstag heißt. Schließlich seien die Bischöfe „Hüter der Liturgie und des Lehramts“. „Wenn Bischof Dieser in seinem Bistum oder darüber hinaus die Beobachtung gemacht hat, dass die Sexualmoral nicht verstanden oder akzeptiert wird, müsste er an der Katechese etwas ändern“, so Steinbrecher. Kein Vater und keine Mutter würden Verbote aufheben, wenn sich das Kind nicht daran halte.
Als Beispiel führte die Studentin einen Vergleich mit Drogen an. „Wenn ich meinem Kind verbiete, Cannabis zu konsumieren und es tut es dennoch, erlaube ich es doch nicht einfach. Immerhin war mit dem Verbot keine kaltherzige Sanktion, sondern das Kindeswohl verbunden.“ So sei es auch mit der Sexualmoral. Diese richte sich an der Würde des Menschen aus und sei zu dessen Wohl. Natürlich wüssten auch die Frauen ihrer Initiative, die zwischen 20 und 40 Jahre seien, dass die katholische Sexualmoral selbst unter Katholiken kaum akzeptiert werde. Doch das mache diese nicht zu einer falschen Moral.
„Maria 1.0“ war im Mai 2019 von der Schongauer Lehrerin Johanna Stöhr als Reaktion auf die Bewegung „Maria 2.0“ gegründet worden. Diese hatte sich zu einer bundesweiten Protestwelle gegen eine männerdominierte katholische Kirche und für den Zugang von Frauen zu Weiheämtern entwickelt. Inzwischen hat die Eichstätter Studentin Steinbrecher die Leitung übernommen.

Autor: KNA