Pfarrer Schießler: Das Taxi war wie ein Beichtstuhl
Augsburg - Rainer Maria Schießler (60), über München hinaus bekannter Pfarrer von Sankt Maximilian, hat als Theologiestudent das Taxifahren als pastorales Praktikum erlebt. „Für mich war es
der allerbeste Weg, das, was ich in der Theorie kennengelernt habe, an den Menschen selbst zu erfahren“, sagte Schießler der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag). Sein Taxi habe er dabei mit
einem Beichtstuhl verglichen: „Dort sitzt du drin, dann geht die Tür auf und der Beichtende kommt herein. Du weißt nicht, wie er ist, was er beichtet, wohin die Reise geht.“
Das sei wie am Taxistand, erläuterte der Geistliche. Auch da gehe die Türe auf, der Fahrgast komme rein. Zudem stelle sich die Frage: “Ist er gut drauf? Will er mit dir reden? Ist er
grantig?“ In solchen Momenten erlebe man, wie angenehm Mensch sein könnten. Andererseits gebe es auch andere, wo man sich denke: „Mit dem rede ich lieber gar nichts, mache eine Schweigefahrt
und bin froh, wenn er draußen ist.“ Später als Pfarrer habe er solche Erfahrungen auf andere Weise erlebt, so Schießler. „Nicht jedes Seelsorgegespräch tut gut. Manchmal bin ich auch froh,
wenn jemand sagt, dass er weiter muss.“
Zugleich forderte der Pfarrer, dass die Kirche mehr Öffentlichkeit zulassen müsse. „Wir sind öffentlich. Wir sind keine Geheimkirche, wir können das nicht im Hinterstüberl machen. Wir dürfen
keine Angst davor haben, dass wir infrage gestellt werden.“ Seiner Ansicht nach darf es keine Diskussion geben, bei der die Kirche sich auf die Flucht begeben darf oder sagt, dass über dieses
Thema nicht geredet wird. „Das hören wir aber leider immer wieder, zum Beispiel beim Thema Frauenpriestertum.“
Er wolle aber eine Erklärung hören, „wieso wir heute noch die Hälfte unserer Mitglieder gewissermaßen ausschließen. Das möchte ich verstehen“, forderte Schießler. Denn er sehe keine
Argumente, Christinnen wegen ihres Geschlechts von diesem Amt auszuschließen. Biblisch sei dies nicht zu begründen, denn: „Gott hat die Frau dem Mann gleichwertig zur Seite gestellt.“
Autor: KNA