Augsburger Bischof würdigt den Gründer der Augsburger Fuggerei
Augsburg - Augsburgs Bischof Bertram Meier hat den Gründer der heute ältesten Sozialsiedlung der Welt, der Fuggerei, gerühmt. Der Kaufmann Jakob Fugger (1459-1525), seinerzeit wohl der
reichste Mann der Erde, sei „eine Art Bill Gates des 16. Jahrhunderts, zudem tiefgläubig und der katholischen Kirche treu“ gewesen, sagte Meier am Sonntag beim Festgottesdienst zum
500-jährigen Bestehen der Fuggerei in der Augsburger Moritzkirche. Am 23. August 1521 hatte Fugger nicht nur die Wohnanlage für Bedürftige gestiftet, sondern in seiner Stadt auch die
Fuggerkapelle in der heute evangelischen Karmeliterkirche Sankt Anna und die Finanzierung einer Predigerstelle in Sankt Moritz.
Fugger habe sich damit in eine lange christliche Tradition gestellt, sagte der Bischof. Sein dezidiert katholisches Profil scheine in allen drei Stiftungen auf. Schon der Apostel Jakob habe
geraten, für Witwen und Waisen in Not zu sorgen. Vielleicht sei dies der Anlass für Jakob Fugger gewesen, seinem Namenspatron zu folgen und im eigenen sowie im Namen seiner verstorbenen
Brüder ein Sonderkonto einzurichten, um die Finanzierung der drei Stiftungen finanziell abzusichern. Es gehe um die Ewigkeit, „sicher auch als zeitliche Erstreckung zu verstehen, doch nicht
nur das: Die Stiftung ist fürs ewige Leben“, betonte Meier.
Eine besondere Note bekomme Fuggers Werk auch dadurch, dass der heilige Ulrich, der Augsburger Bistumspatron, einem alten Kaufmannsbrauch nach als Stiftungs-Kontoinhaber mitgeführt worden
sei. „Mir gefällt diese handfeste Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen uns hier auf dem Weg und jenen, die bereits am Ziel angekommen sind, außerordentlich gut“, so Meier. Er
hoffe auf ein Wiederaufleben dieser Tradition. Doch heute habe man sich oft angewöhnt, den Glauben als Privatsache in die eigenen vier Wände zu verbannen. Darin liege aber auch eine Gefahr,
verlange Glauben doch immer auch nach dem tätigen Handeln.
Meier ergänzte, alle Menschen seien ohne Ausnahme durch eigene oder fremde Schuld verwundet, alle litten an Leid und verursachten es doch selbst auch. Um eine drohende Negativspirale zu
durchbrechen, brauche es einen Perspektivwechsel: „Er kann gar nicht radikal genug sein: weg von dem ewigen Vergleichen mit anderen - hin zu dem, was mich ganz persönlich ausmacht, was meine
Stärken sind.“
Autor: KNA