Kaplan Christian Müllner zum Gebetsanliegen von Papst Franziskus für den Monat September
Bamberg – "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Oft wird dieser Satz von Berthold Brecht so interpretiert, dass man über ethische Fragen erst dann nachdenken kann, wenn der Magen
voll ist. Und dass heute hauptsächlich gutsituierte Menschen, die sich keine Gedanken über die Sicherung ihres Lebensunterhaltes machen müssen, sich mit moralischen Fragen beschäftigen, ist
ein Factum, das wohl wenige anzweifeln würden; mit solchen Fragestellungen und Problemen wohlgemerkt wie der Zeitgeist sie diktiert. Fragen der Mülltrennung und Ernährung, die Frage, welche
Partei ich wähle und ob ich meine Meinung politisch korrekt äußere, ja sogar die Kleidung, die ich trage, entscheiden darüber, ob ich ein moralisch einwandfreier Mensch bin oder nicht. Und ob
ich es mir leisten kann, mich mit diesen Fragen zu beschäftigen – darüber entscheiden Geldbeutel und sozialer Status. Bezeichnenderweise sind bei Fridays for Future nur wenige Kinder aus
Hartz IV Familien anzutreffen – Moral ist heute nicht mehr eine Frage des Glaubens, sondern des sozialen Status.
Angenommen Sie sind ein Mensch, der seit Jahren tagtäglich seiner Arbeit nachgeht. Sie werden davon nicht reich, vielleicht haben Sie sogar Schulden und müssen auf manches verzichten. Dennoch
versuchen Sie gewissenhaft und geduldig Ihren Job zu machen. Die Bilanz dieses Deals fällt bescheiden aus. Der Lohn könnte besser sein, der Staat zwackt Ihnen einiges ab, Versicherungen,
Reparaturen und vielleicht sogar Krankheiten oder Schicksalsschläge wie Scheidung oder Auseinandersetzungen gehen aufs Negativkonto.
Sie sind kein Moralist und haben auch kein moralisch einwandfreies Leben geführt; und vielleicht würden Sie sich selbst nicht als sehr tugendhaften Menschen bezeichnen. Aber Sie haben schon
öfters auf Ihren eigenen Vorteil verzichtet, um anderen etwas zu ermöglichen; Verzicht und Opferbereitschaft sind Ihnen nicht fremd. Vielleicht sind Sie doch kein so unmoralischer Mensch
gewesen, wie Sie immer dachten. Sie handelten moralisch, ohne es zu wissen, nicht aus weltanschaulichen oder ideologischen Gründen, sondern einfach, weil Sie an Gott glauben und Werte haben,
die Sie (nicht zuletzt) der Vermittlung Ihrer Eltern und Großeltern zu verdanken haben und nicht etwa dem Heute Journal. …
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 35/2021
Autor: Christian Müllner