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Interaktive digitale Karte erarbeitet

Katholische Uni beleuchtet Siedlungshistorie von Juden in Bayern

Eichstätt - Die Siedlungsgeschichte von Juden auf dem Gebiet des heutigen Bayern sichtbar macht ein neues Angebot der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Forschende haben dazu eine interaktive digitale Karte erarbeitet, wie die KU am heutigen Mittwoch mitteilte. Die Sammlung und Aufbereitung der Daten sei einzigartig und beruhe auf dem langfristig angelegten Projekt „Jüdische Geschichte in Räumen“ der Professur für Frühe Neuzeit und Vergleichende Landesgeschichte. Mit der Karte wolle man im Jubiläumsjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ daran erinnern, dass Juden die Geschichte Bayerns stark geprägt hätten.
Bisher wurden Informationen zu fast 600 Siedlungen erfasst, die nachweislich zwischen 1500 und 1820 über mindestens fünf Jahre hinweg existierten, wie es hieß. „Der Zeitraum ist bewusst gewählt und dokumentiert die Phase von den Anfängen des Landjudentums bis zur Neufassung der Judenpolitik im Königreich Bayern“, so die KU.
Jüdische Siedlungsformen dokumentierten mehr als nur die Fakten der Bevölkerungsdichte. Sie erlaubten auch Aussagen zur wechselhaften Judenpolitik der jeweiligen Obrigkeiten.
Beim Klick auf einen Ort in der Karte erscheinen laut Mitteilung neben Basisinformationen wie dem Ortsnamen, dem heutigen Landkreis und Regierungsbezirk auch Angaben zu Schutzherrschaften, Siedlungstypen oder etwaigen Ausweisungen. Dabei zeige sich etwa: „Die meisten Siedlungen sind in Franken und Schwaben verzeichnet, während das heutige Ober- und Niederbayern fast keine Ortschaften mit jüdischer Bevölkerung im Zeitraum von 1500 bis 1820 aufweisen. Hintergrund dafür ist, dass Herzog Albrecht III. 1442 die Juden aus seinem Herzogtum Bayern-München auswies, acht Jahre später wurden sie auch vom niederbayerischen Herzog Ludwig IX. vertrieben.“
Die Arbeit an Datenbank und digitaler Karte seien längst nicht abgeschlossen, hieß es weiter. „Wir schaffen eine Grundlage für die weitere Erforschung der Siedlungsgeschichte. Aber es ist noch viel weitere Arbeit erforderlich, um Lücken zu einzelnen Ortschaften zu füllen“, so Projektleiterin Sabine Ullmann. Die Nutzerinnen und Nutzer seien daher eingeladen, ihre eigenen Befunde mitzuteilen.

Autor: KNA