Orientierungshilfe zum gemeinsamen Beten im multireligiösen Kontext
München - Die Diözesankommission für Ökumene in der Erzdiözese München und Freising hat eine Orientierungshilfe zum Beten im multireligiösen Kontext erarbeitet. Sie will angesichts
zunehmender religiöser Pluralität und damit verbundener Unsicherheit theologische Orientierung und konkrete Anregungen geben, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heißt.
„Unsere Gesellschaft ist vielfältig und wandelt sich beständig; das betrifft auch die Religionen und den Glauben der Menschen“, schreibt der Münchner Kardinal Reinhard Marx im Vorwort der
Broschüre. Besonders in Kindergärten und Schulen, aber auch im Pfarreileben, bei Gedenkgottesdiensten oder Einweihungen kämen zunehmend Menschen unterschiedlicher religiöser,
weltanschaulicher und kultureller Prägung zusammen, die Freud und Leid, Hoffnungen und Ängste teilten.
„In den letzten Jahren ist an vielen Orten eine Praxis gemeinsamen Feierns und Betens gewachsen, doch vielfach bestehen immer noch und wieder Unsicherheiten, ob dies auch kirchlich erwünscht
ist und in welcher Form dies angemessen geschehen kann“, so Marx. Eine wichtige Grundregel lautet dem Informationsheft zufolge: „Es geht nicht darum, die eigene Identität im Dialog mit
anderen Religionen aufzugeben, sondern darum, die eigene Identität in diesem Dialog erst zu entdecken, zu vertiefen und neu schätzen zu lernen.“
Statt die Religionen zu vermischen und dadurch den Glauben der Beteiligten in seinem innersten Kern zu verletzen, gelte es Unterschiede anzuerkennen, so die Empfehlung. Statt Gebetsinhalte
und -formen auf einen kleinsten Nenner zu reduzieren, solle jeder Glaube „in seiner Ganzheit und Ganzheitlichkeit, in seiner Unverwechselbarkeit und in seinem Reichtum zur Geltung
kommen.“
Zugleich gelte es, auf Aussagen zu verzichten, die andere verletzen oder gegen sie gerichtet sein könnten. „Das Gebet ist ein Bekenntnisakt, keine Spielwiese der Beliebigkeit“, heißt es in
der Publikation. Die Arbeitshilfe stellt nach eigenen Angaben geeignete Modelle und Erfahrungen vor, die helfen, beim jeweiligen Anlass zu guten Lösungen zu kommen. Empfohlen werde, sich
schon vorab gut zu informieren und sich etwa gemeinsam Themen oder Symbole zu erschließen.
Autor: KNA