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Ein Job, der nie langweilig wird

Pastoralassistenten beginnen Ausbildung

Als Kirche die Zeichen der Zeit erkennen, die Lebenswelten der Menschen vor Ort wahrnehmen – und signalisieren, dass da jemand ist, an den man sich mit seinen Sorgen und Nöten wenden kann. „Wir sind bereit“, sagt Anna Schreiber. Die gebürtige Kronacherin ist eine von elf jungen Leuten aus dem Erzbistum Bamberg sowie den Diözesen Würzburg und Eichstätt, die vor kurzem ihre Ausbildung zur Pastoralreferentin, zum Pastoralreferenten begonnen haben. Aus Bamberg sind neben Anna Schreiber Carl Schäfer, Simon Carl und Lukas Lunk dabei, Eichstätt ist mit Eva-Maria Singer und Markus Sturm vertreten, aus der Diözese Würzburg steht ein Frauenquintett aus Marion Ranke, Lara Bruck, Franziska Meier, Franziska Reichert und Leandra Büttner am Anfang des kirchlichen Berufslebens. Begleitet werden sie von den Ausbildungsleitern Valentin Weller (Bamberg), Maria Lechner (Eichstätt) und Markus Fastenmeier (Würzburg). Die Ausbildung findet seit einigen Jahren bistumsübergreifend statt, jüngst trafen sich die Frauen und Männer, zwischen 24 und 32 Jahre alt, für einige Tage in Bamberg. Die nächsten drei Jahre wird es solche Seminare häufiger geben; die weit überwiegende Zeit verbringen die jungen Leute aber vor Ort in ausgewählten Pfarreien, pastoralen Räumen und Seelsorgebereichen. Dort gestalten sie als Pastoralassistenten das Angebot in Pfarrei, Schule und den unterschiedlichsten pastoralen Feldern mit. Die meisten von ihnen sind schon früh in ihre Heimatgemeinden hineingewachsen, viele waren Ministranten. Anna Schreiber etwa stammt aus einer „gut katholischen Familie“, wie sie sagt, hat vor Ort eine lebendige und aktive Gemeinde erlebt. Auch Markus Sturm aus Neumarkt in der Oberpfalz (Bistum Eichstätt) war „von Kindesbeinen an“ in der Kirche verwurzelt. Franziska Reichert aus Himmelstadt bei Würzburg spricht von einem „klassischen Karriereweg“, den sie gegangen sei. Einige der jungen Leute verloren allerdings als Jugendliche den Kontakt zur Kirche, nahmen erst später die Fäden wieder auf. Simon Carl, der im Kreis Roth aufwuchs und nun für das Erzbistum Bamberg tätig ist, hatte nach der Firmung mit der Kirche „wenig am Hut“, wie er freimütig erzählt. Erst durch die Tätigkeit bei den Pfadfindern kam er wieder in Kontakt. Ähnlich Lukas Lunk aus dem Kreis Kronach. Er wurde durch seine Mutter katholisch geprägt, absolvierte aber keine Ministrantenlaufbahn – seine Begeisterung für Kirche und Glaube wurde später durch die Kolpingfamilie geweckt. „Mehr daraus machen“ Wie kam der Wunsch auf, sich der Theologie zuzuwenden und den beruflichen Weg in der Kirche einzuschlagen? „Es war relativ klar, was ich mal studieren werde“, sagt Anna Schreiber. Eva-Maria Singer, die in Marktoberdorf groß wurde, studierte – wie andere – zunächst Lehramt mit Hauptfach Religion und merkte dann, „dass ich mehr daraus machen möchte“. Marion Ranke aus Tauberfranken hegte von jeher großes Interesse an der Theologie, steht inzwischen kurz vor dem Abschluss ihrer Promotion. Gab es Vorbilder? Auffallend oft erzählen die jungen Leute, dass es Seelsorger vor Ort waren, die sie nicht nur im Glauben prägten, sondern auch anstießen, über das Berufsfeld Kirche nachzudenken. So ging es Lara Bruck aus Rheinhessen und Leandra Büttner aus Thüngersheim bei Würzburg; beide wurden durch Pastoralreferenten in ihren Pfarreien angeregt. Carl Schäfer fand im heutigen Bamberger Regens Ewald Sauer einen Mentor, der ihn vom Jurastudium „abwarb“. Und dass trotz Digitalisierung die herkömmlichen Kommunikationswege funktionieren, zeigt das Beispiel von Lukas Lunk: Er bekam einen Flyer in die Hand, in dem das Berufsbild des Pastoralreferenten vorgestellt wurde. „Das hat mir extrem zugesagt“, schildert Lunk. Er schätzt an seinem künftigen Beruf, dass er ein flexibles Arbeiten ermöglicht, dass es keinen Leistungsdruck im klassischen Sinne gibt. Denn der Erfolg von Verkündigung und Seelsorge ist nicht so ohne weiteres messbar. „Je nach Situation lässt sich jeden Tag etwas schaffen, worauf man stolz sein kann“, sagt der Kronacher. Seine Kolleginnen und Kollegen betonen wiederholt, wie wichtig es für sie ist, mit Menschen zu arbeiten, ihnen nahe zu sein. „Es ist ein Beruf, der menschelt“, sagt Leandra Büttner prägnant. Dies bestimmt auch die Vorstellung von Pastoral, die die jungen Theologen mitbringen: „Wir sollten nicht warten, dass die Menschen in die Kirche kommen, sondern dorthin gehen, wo sie sind, in ihrem Lebensumfeld“, so Simon Carl. Für sie gehe es darum, „nicht Automatismen abzuspielen, sondern den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Eva-Maria Singer. Marion Ranke kann sich vorstellen, bei der Erstkommunion die Eltern mit ins Boot zu holen, „damit die Familien den Weg mitgehen“. Ausbilder Weller spürt bei den jungen Theologen eine „wahnsinnige Lust“, sich auf schwierige Situationen einzustellen und diese auch auszuhalten: „Mit welcher Ernsthaftigkeit und Wertschätzung sie an die Dinge herangehen, verdient Respekt.“ Fastenmeier sagt, die fünf Würzburger Pastoralassistentinnen kämen vor Ort bereits jetzt in Situationen, in denen es um Strukturen und Gestaltungsspielräume gehe. „Darauf werden wir sie vorbereiten.“ Maria Lechner spricht von einer „Suchbewegung“, die zu erleben Freude bereite: „Den Rest müssen wir den heiligen Geist machen lassen.“ Eva-Maria Singer erzählt von Bekannten, die zu ihrem Berufswunsch sagten: „Was, du willst für die Kirche arbeiten? Dann sitzt du in zehn Jahren auf der Straße.“ Diese Skepsis teilt sie nicht: „Wir brauchen diesen Beruf.“ Leandra Büttner sieht es ähnlich: Auch in den vergangenen Jahrzehnten habe es viele Veränderungen gegeben, alles sei aus den Gegebenheiten der Zeit entstanden. „So lange es noch gläubige Menschen auf der Welt gibt, sehe ich mich noch einen Job haben." Und Anna Schreiber bringt es so auf den Punkt: „Das ist ein Job, in dem es keine Langeweile gibt.“

Näheres unter https://pastorales-personal.erzbistum-bamberg.de

Autor: Bernd Buchner