· 

Klare Kante gegen Rechts

Kampagne „WILLENSSTARK! Laut für Demokratie“ macht Jugendliche sprachfähig gegen rechte Parolen

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ Ein Satz, der seit einiger Zeit immer öfter zu hören ist, wie auch Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendringes, feststellt: „Was dann folgt ist meist rassistisch, ausländerfeindlich oder rechtsextrem“, sagte er bei der Eröffnungsveranstaltung der Kampagne WILLENSSTARK! Mitte Februar im Caritas-Pirckheimer-Haus Nürnberg. Die AfD habe so eine Sprache salonfähig gemacht, die vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. „Natürlich darf man in Deutschland alles sagen, was nicht strafbewehrt ist. Aber wir müssen auch deutlich machen, warum man manches einfach nicht sagt“, so Fack. „Da heißt es klare Kante zeigen.“ Wie das geht, konnten Jugendliche im gesamten Erzbistum in den vergangenen Monaten in zahlreichen Workshops online aber auch vor Ort in der Gruppenstunde lernen. An diesem Wochenende lädt der BDKJ- Diözesanverband am 19. November, zur Abschlussveranstaltung auf die Burg Feuerstein. Kommen werden hauptsächlich, Jugendleitungen, Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops und Mandatsträger des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die sich am Samstag auf der Burg auch zur Diözesanversammlung treffen. Im Juli 2020 hatte die Diözesanversammlung die Kampagne beschlossen und sich in einem Papier klar positioniert. Die Hasstiraden von AfD, Pegida und Co bezeichnen sie darin als „Gift, das die Gesellschaft spaltet und zur konkreten und unmittelbaren Gefahr für unsere Demokratie wird“. Jahrelang hätten „rechte Vordenkerinnen und Vordenker und Gruppierungen daran gearbeitet, rechte Gedanken sagbar und damit gesellschaftsfähig zu machen.“ Längst seien die Hasstiraden der Rechtsextremen nicht nur Worte, sondern eine Gefahr für das demokratische Zusammenleben. Das zeigten die Gewalttaten und Morde – etwa in Hanau, Halle oder durch die Terrororganisation NSU. Dreh- und Angelpunkt rechter Ideologien sei die Sprache: „Rechte Parolen und Begriffe sind sagbar geworden – und damit scheinbar Teil des demokratischen Diskurses. Ihr Ziel ist dabei aber nicht, Teil des demokratischen Diskurses zu sein, sondern ihn abzuschaffen und durch die absolute Gültigkeit ihrer Ideologie zu ersetzen.“ Um die Demokratie zu schützen, sei es daher ungemein wichtig, sich klar zu positionieren. Zudem müssten Kinder und Jugendliche gegen rechte Ideologie sprachfähig und für Demokratie begeistert werden – ein klares Ziel auch der Kampagne WILLENSSTARK!. „Wir sehen es als unsere christliche Pflicht an, für Demokratie zu werben“, sagt Stefan Hofknecht, der als BDKJ-Diözesanvorsitzender die Kampagne zusammen mit einem engagierten Team aus Ehren- und Hauptberuflichen des BDKJ und seiner Jugendverbände organisiert hat. „Als christliche Jugendverbände müssen wir politisch sein. Das ist ganz klar eine der Botschaften des Evangeliums“, sagt Hofknecht. „Wir haben Verantwortung für die Welt, in der wir leben und deshalb müssen wir uns als Christen auch an den Diskussionen über die Zukunft eben dieser Welt beteiligen.“ Dafür bekommen sie auch Unterstützung von Erzbischof Ludwig Schick, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat. In einem Grußwort an die Jugendlichen sagte er: „Da haben wir eine Aufgabe und einen Auftrag. Christen sind Menschen, die einen weiten Horizont haben und ein weites Herz. Populismus, Faschismus, Nationalismus – das hat etwas mit Enge zu tun.“ Leider konnte bei der Kampagne nicht alles laufen wie geplant. So konnte aufgrund der Corona-Lage im Frühjahr, die für Ende Juni nach Berlin geplante Studienfahrt schlicht nicht umgesetzt werden. „Es konnte niemand vorhersagen, wie die Hygiene-Regeln im Juni aussähen, welche Programmpunkte gut umgesetzt werden können oder wie die Übernachtungssituation ausgesehen hätte“, sagt Hofknecht. In entsprechend kurzer Zeit stampfte das Team um Hofknecht als Ersatz einen dezentralen Aktionstag aus dem Boden. Mit zahlreichen Aktionen im Erzbistum setzten sich Jugendliche am 26. Juni für Demokratie und Toleranz ein. In Bamberg präsentierte der Diözesanvorstand an einem Infostand an der Kettenbrücke seine Arbeit und kam mit Passanten ins Gespräch. Dabei kam es auch zu Diskussionen über Meinungsfreiheit und Corona oder die Rolle der Kirche im Umgang mit Homosexuellen. An der Aktion beteiligte sich auch die damalige geschäftsführende BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier, die dafür extra aus Berlin nach Bamberg anreiste. In Forchheim hat der BDKJ-Regionalverband in Kooperation mit dem Caritas-Verband Bamberg in einem Instagram- Spaziergang verschiedene Orte herausgegriffen, die ein Schlaglicht auf Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und Nationalsozialismus werfen. In Hallstadt konnten Passanten in der Fischergasse ein Statement mit Malkreide auf die Straße bringen. Der Jugendausschuss St. Kilian hatte dies organisiert und mit einem passenden Kreidebild den Startpunkt gesetzt. In Ansbach schmückten die Jugendlichen den Platz rund um das Theater mit zahlreichen Bannern – für Menschenrechte und gegen Hass und Hetze. In Coburg und Lichtenfels haben die BDKJ-Regionalvorstände einen thematischen Actionbound für Jugendliche erstellt. Bei der digitalen Schatzsuche lassen sich die Städte ganz neu entdecken. Ende September holte das Projekt in Kooperation mit den Franziskusschwestern Vierzehnheiligen noch die Karikaturenausstellung „Oh eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Satire“ in die Bildungs- und Tagungshäuser Vierzehnheiligen. Die verschiedenen Zeichnungen ermöglichten noch einmal einen besonders jugendgerechten Zugang zum Thema. Insgesamt sei man mit der Kampagne, die extra im Jahr der Bundestagswahl angesetzt war, ziemlich zufrieden, resümiert Hofknecht. „Wir haben viele Jugendliche erreicht und für das Thema sensibilisiert“, sagt er. „Auch wenn aufgrund der Pandemie fast nichts so durchgeführt werden konnte, wie ursprünglich geplant.“ Und an dem Thema bleibe der BDKJ-Diözesanverband auch in Zukunft dran. „Das ist unsere christliche Pflicht!“ 

Autor: Andreas Kraft