Berlin/München (KNA) - Eine dem emeritierten Papst Benedikt XVI. im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen im Münchner Erzbistum zur Last gelegte Falschaussage geht nach
Darstellung des Ratzinger-Biographen Peter Seewald offenbar auf eine „schlampige Arbeit“ eines der Mitarbeiter des Geistlichen zurück. Seewald schreibt im Magazin „Focus“, Benedikt habe die Frage
eines Münchner Anwaltsteams, ob er vor über 40 Jahren als Münchner Erzbischof an einer entscheidenden Sitzung teilgenommen habe, mit Ja beantworten wollen. Er könne sich allerdings nicht mehr
genau daran erinnern.
Die Berater Benedikts hätten dem Emeritus widersprochen und ihn mit Blick auf das Protokoll der Sitzung zu einer „Falschaussage bewogen“, erklärt Seewald. Das Sitzungsprotokoll, so die Berater,
würde seine Abwesenheit belegen. In Wirklichkeit dokumentiert das Protokoll Seewald zufolge die Abwesenheit eines Generalvikars.
Seewald betont: „Ein Mitarbeiter hatte das Papier schlampig gelesen. Seine Aussage wurde nicht mehr gecheckt. Der fatale Irrtum war in der Welt. Als die Lüge des Papstes.“ Bei der fraglichen
Sitzung im Ordinariat am 15. Januar 1980 ging es unter anderem um einen Priester, der wegen Missbrauchsvorwürfen von Essen nach München versetzt werden sollte. Wie Seewald weiter schreibt, war
schon zuvor klar, dass Benedikt bei dieser Sitzung anwesend war. Dieser Fakt sei in seiner Papst-Biografie nachzulesen.
Nach der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens hatte Benedikt mitgteilt: Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen,
hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Fehler sei aber „nicht aus böser Absicht heraus geschehen“, sondern „Folge eines Versehens bei der
redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme“. Dies tue ihm „sehr leid“, und er bitte, dies zu entschuldigen.