Bamberg – „Was ich am Mentorat in Bamberg schätze: Dass dort immer jemand ein offenes Ohr für uns hat, egal ob es um unser Studium oder ganz persönliche Dinge geht.“ – „Das Mentorat Friedrich 2
ist für mich im Studium ein Stück Heimat geworden.“ – „Am Mentorat gefällt mir die Möglichkeit, sich mit anderen Studierenden auszutauschen, die das gleiche Berufsziel haben.“ Diese und andere
Statements in die gleiche Richtung zaubern ein Lächeln auf das Gesicht von Christine Heinrich, seit sechs Jahren die Leiterin des Theologischen Mentorats in Bamberg. Seit den 1970er Jahren gibt
es diese Einrichtung im Erzbistum Bamberg, die für Studierende ein spirituelles Zuhause sein möchte. Doch die veränderten Rahmenbedingungen rund um das Theologiestudium haben dazu geführt, dass
sich die Arbeit des Mentorats in jüngster Zeit sehr verändert hat.
Auf seiner Homepage definiert sich das Mentorat als ein Angebot der Erzdiözese für Studierende, die sich auf einen pastoralen Beruf vorbereiten. Persönlichkeitsentwicklung, spirituelle
Begleitung, Berufsorientierung und den Bereich „Studium und Leben“ beschreibt die Mentoratsleiterin die Arbeitsbereiche.
„Ich arbeite eigentlich in einer Nische“, sagt Christine Heinrich im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Wenn ich mich vorstelle und sage, wo ich arbeite, werde ich oft mit großen Augen angeschaut. Das Mentorat haben viele Leute nicht im Blick.“ Das Angebot der freien Studienbegleitung durch die Institution ist eine Bamberger Besonderheit im Vergleich zu Mentoraten in anderen deutschen Bistümern. „Bei uns ist wenig Pflicht und viel Kür“, umreißt Christine Heinrich das Angebot. „Das ist seit der Gründung des Mentorats bei uns so und wird auch von Studierenden aus anderen Bistümern sehr geschätzt.“
Mit Blick auf die anderen Bistümer zeigt sich, dass das Bamberger Mentorat personell „sehr schmal“ aufgestellt ist. So ist Christine Heinrich mit einer halben Stelle angestellt, einen geistigen Mentor gibt es nicht. Und seit der Gründung des Theologischen Mentorats haben sich dessen Rahmenbedingungen stark verändert. Als Gründe dafür nennt Christine Heinrich vor allem die Umwandlung der Theologischen Fakultät in Bamberg in ein Institut. Als „Nachwehe“ dieser Umwandlung ist unter anderem der Umzug des Mentorats vom Holzmarkt in die Friedrichstraße 2 zu sehen.
Nicht unbedingt ein Nachteil, wie Christine Heinrich betont. Denn unter dem Dach „Friedrich 2“ sind auch das Mentorat für Lehramtsstudierende und die Katholische Hochschulgemeinde zu finden. „Drei solche Einrichtungen unter einem Dach sind eigentlich ideal“, konstatiert Heinrich. Auch wenn man unterschiedliche Zielgruppe hat, teile man sich nicht nur die Veranstaltungsräume, sondern kooperiere und tausche sich regelmäßig aus. „Das ist wirklich ein großer Pluspunkt.“
Wie die Mentoratsleiterin aus Erfahrung weiß, ist ein Studium oft ein Stück Weg mit einem offenen Ausgang. Und diesen Weg will das Mentorat mit seinen Angeboten begleiten. Christine Heinrich sieht sich dabei als Gesprächspartnerin für alle Fragen von Studium und Leben und führt mit den Studierenden regelmäßige Einzelgespräche. In diesen stelle sich sie ganz individuell auf den oder die Studierende ein, „denn jeder benötigt etwas anderes“.
Als einen wichtigen Punkt ihrer Arbeit sieht Christine Heinrich das Vermitteln von Praktika an die Studierenden. „Oftmals haben sie den Alltag nicht wirklich auf dem Schirm. Und durch Praktika kann der Blick für das Große und Ganze Schritt für Schritt wachsen.“
Als ein Problem für die Arbeit des Mentorats sieht dessen Leiterin die Verteilung der Studierenden auf verschiedene Universitäten. München, Würzburg, Eichstätt und Benediktbeuern sind die Orte des Studiums, und dennoch will das Bamberger Mentorat seine „Schützlinge“ erreichen und will erreichbar sein. Und dass dann Corona kam, war noch einmal eine zusätzliche und besondere Herausforderung und ein Einschnitt. „Hier kam uns zugute, dass wir kein festes Curriculum haben“, sagt Christine Heinrich. So habe man die Themen abgesprochen, die den Studierenden wichtig waren und sind.
Am Anfang habe sie wöchentliche Rundmails geschrieben, „aber ich merkte, dass ich auf Digital umschalten muss“, so die Leiterin des Mentorats. Jetzt gibt es monatliche Online-Meetings, auch die
Semestergespräche finden online statt. Heinrich: „Ich habe festgestellt, dass es eigentlich keinen großen Unterschied zwischen Präsenz und digital gibt.“
Gerade für Studienanfänger sei die jetzige Zeit schwierig, berichtet die Pastoralreferentin über ihre Erfahrungen in den vergangenen Monaten. Diese jungen Menschen hätten keine
Präsenzveranstaltungen an den Unis, blieben zuhause bei den Eltern wohnen und hätten keinen wirklichen Einstieg ins Studentenleben. „Corona hat das Erwachsenwerden schon stark beeinträchtigt.“
Doch seien Studierende und Auszubildende bei weitem nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit wie de Schulen. Doch auch die Studierendenhätten mit Motivation, Konzentration und Disziplin zu
kämpfen und seien durchaus auch überfordert.
„Deshalb ist es uns als Mentorat wichtig, Kontakt mit den Studierenden zu halten“, betont Christine Heinrich . Und sie verschickt noch immer gerne „Überraschungspost“ an ihre Schützlinge. So konnte und kann trotz der Distanz das Miteinander gestärkt werden. Dazu trugen im Sommer vergangenen Jahres auch Begegnungstage in Bamberg und am Feuerstein bei. Im Wintersemester wurden ein Planungstag sowie ein Gemeindetag gestaltet. „Da hat man deutlich gemerkt, wie alle aufgeatmet haben.“
Auch wenn sich die Rahmenbedingungen geändert haben, das Theologische Mentorat will durch seine Angebote auch weiterhin umfassend begleiten, ihnen eine Reflexionsmöglichkeit bieten und quasi ein Spiegel sein. Christine Heinrich: „Wir wollen, dass die jungen Menschen später lange, glücklich und zufrieden in ihrem Beruf arbeiten. Deshalb müssen sie schon im Vorfeld entsprechend vorbereitet werden.“ Andreas Kuschbert