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„Wir sind im freien Fall“

Münsterschwarzach (KNA) – Priester und Ordensleute als Missbrauchstäter; Bischöfe, Kardinäle und sogar der emeritierte Papst als mögliche Mitwisser und gar Vertuscher von Missbrauchsfällen – nicht nur viele Gläubige sind zutiefst verstört über die Dinge, die im Rahmen der Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche ans Licht kamen. Auch Seelsorger hadern mit ihrer Kirche.
Der Frust habe in den vergangenen Jahren „deutlich zugenommen, vor allem 2021“, sagt Corinna Paeth, Leiterin des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach. Priester und andere Mitarbeitende in der Seelsorge können sich dort eine Auszeit nehmen. „Klerikalismus und Macht, Unterdrückung und Überforderung sind Themen, die schon länger da sind“, sagt die Expertin. Manch einer fühle sich „völlig erschöpft“ und könne sich „nicht mehr mit der Kirche identifizieren“.
Steigende Anforderungen
Paeth beobachtet einen „Dominoeffekt“: So seien die Anforderungen an Pfarrer in den vergangen Jahren durch Zusammenlegung von Pastoral- und Seelsorgebereichen sowie herausfordernde Verwaltungsarbeit gestiegen. Viele hätten kaum noch Zeit zum Regenerieren. Kämen dann noch die Machtfrage und Missbrauchsthematik in jener Institution hinzu, die sie repräsentierten, „dann werden die Selbstzweifel noch größer“.
„Das Thema ist hochaktuell“, sagt auch der Psychotherapeut und katholische Theologe Wunibald Müller. Der langjähriger Leiter des Recollectio-Hauses betreibt in Würzburg eine Praxis, wo er unter anderen Seelsorgerinnen und Seelsorger begleitet. Zwar habe es immer schon Menschen gegeben, die während ihres Berufslebens Zweifel an ihrer Berufung oder auch Sehnsucht nach einer Partnerschaft verspürt hätten. Die jüngste Entwicklung habe die Not vieler aber verschärft.   …

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe ­09/2022