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Caritas-Präsidentin: „Solidarität und Hilfsbereitschaft enorm“

 

 

Frankfurt a.M. (epd) - Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stoßen in Deutschland nach Einschätzung des Deutschen Caritasverbandes auf große Hilfsbereitschaft. „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft sind enorm“, sagte Verbandspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa der „Passauer Neuen Presse“(Freitag). „Es melden sich unheimlich viele Privatpersonen in ganz Deutschland, die anbieten, Menschen bei sich aufzunehmen“, sagte Welskop-Deffaa. Vielerorts seien auch Kapazitäten für eine Notunterbringung vorhanden.
Es sei aber schwierig, einen bundesweiten Überblick über die Unterbringungskapazitäten zu bekommen, weil die Frage der Unterbringung in der Hand der Kommunen beziehungsweise Bundesländer liege, sagte Welskop-Deffaa. Organisationen wie die Malteser, ein Fachverband der Caritas, hätten die Expertise, schnell Notunterkünfte auf die Beine zu stellen.
Bislang gibt es keine zuverlässigen Zahlen über die seit Kriegsbeginn aus der Ukraine eingereisten Menschen. Die Bundespolizei hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass seit dem 24. Februar fast 10000 Drittstaatsangehörige bei der Einreise festgestellt seien, davon etwa 7500 ukrainische Staatsangehörige. Da es an den deutschen Grenzen keine Kontrollen gibt und die Bundespolizei maximal stichprobenartig kontrolliert, liegt die Zahl der bereits in Deutschland angekommenen Flüchtlinge aber voraussichtlich weit höher.
Bei den ukrainischen Flüchtlingen handelt es sich hauptsächlich um Frauen und Kinder. Die Männer müssten als Wehrpflichtige im Land bleiben, sagte Welskop-Deffaa. „Ich würde die Vermutung wagen, dass die allerwenigsten sich auf den Weg gemacht haben, um in Deutschland oder anderswo ein neues Leben anzufangen“, sagte sie. Momentan gehe es den Menschen vor allem darum, sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen.
Dennoch stellt sich laut Welskop-Deffaa die Frage, wie die Menschen aus der Ukraine längerfristig untergebracht werden. „Nach der temporären Unterbringung wird sich die Frage ganz anders stellen. Denn in Deutschland fehlt es gravierend an erschwinglichem Wohnraum - das erleben geflüchtete Menschen aus anderen Ländern und Familien mit niedrigen Einkommen ganz akut“, sagte die Verbandspräsidentin.
Laut einer Umfrage des „RedaktionsNetzwerks Deutschland“(RND) stehen bundesweit derzeit etwa 25000 freie Plätze in Erstaufnahmezentren zur Verfügung. Die größten Kapazitäten habe das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, berichtete das RND (Freitag). Dort seien nach Angaben der Landesregierung momentan rund 3800 Plätze frei.
In den meisten Bundesländern werde aktuell an einer Erweiterung der Kapazitäten gearbeitet. „Wir werden zunächst auf die bestehenden Plätze in den Asylunterkünften zurückgreifen und die Belegung, soweit möglich, aufstocken“, sagte eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums dem RND. In einem weiteren Schritt wolle Bayern mit Neuanmietungen zusätzliche Plätze schaffen. Denkbar seien zur Überbrückung auch Anmietungen von Pensionen.