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Expertin: Ehrenamtliche mit Flüchtlingshilfe nicht überfordern

 

 

Eichstätt (KNA) - Die Eichstätter Migrationsforscherin Karin Scherschel warnt davor, Ehrenamtliche bei der Flüchtlingshilfe zu überfordern. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung angesichts der Flüchtlinge aus der Ukraine sei begrüßenswert, sagte die Leiterin des Zentrums Flucht und Migration an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) in einem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch mit der KU-Pressestelle. Doch Untersuchungen zur Situation 2015/16 zeigten, dass sich damals viele ehrenamtliche Flüchtlingshelfer alleine gelassen fühlten.
Scherschel hält es für problematisch, wenn Zivilgesellschaft und Ehrenamt dauerhaft staatliche Funktionen übernähmen. Das gelte nicht nur für den Bereich von Flucht und Migration. In einer akuten Krisensituation könne das passieren. Langfristig dürften Ehrenamtliche aber nicht zu sozialpolitischen Lückenbüßern werden: „Sie ergänzen, aber ersetzen nicht!“ Dafür gebe es unter den Aktiven aber mittlerweile auch ein starkes Bewusstsein.
Einen Unterschied zur Situation vor sechs Jahren sieht die Wissenschaftlerin darin, dass die Geflüchteten aus der Ukraine als Europäerinnen und Europäer wahrgenommen würden. Sie hätten in der Folge eines russischen Angriffskriegs ihr Land verlassen müssen. Es bestehe Konsens darüber, es mit einer humanitären Notlage katastrophalen Ausmaßes zu tun zu haben. „Dieser Krieg findet in Europa statt und wird als Bedrohung der Idee Europas betrachtet.“ Die Fluchtbewegungen in den früheren Jahren seien in Teilen der politischen Elite und Bevölkerung dagegen als Bedrohung Europas und seiner Grenzen diskutiert worden.
Bei den Geflüchteten handele es sich aktuell vor allem um Frauen und Kinder, die als vulnerable Gruppe gelten, merkte Scherschel an. Damit stellten sich auch spezielle Fragen von Betreuung und Zugang zum Arbeitsmarkt. Zudem habe in Deutschland schon vor dem Krieg eine ukrainische Community mit über 330000 Menschen bestanden.
Integration beginne mit dem Schutz, erinnerte die Wissenschaftlerin. Für die Geflüchteten Frauen und Kinder seien aber auch Plätze in Schulen und Kindergärten wichtig. Damit sie am Arbeitsmarkt teilhaben könnten, bräuchten sie Sprach- und Integrationskurse.