Augsburg/Vatikanstadt (KNA) – Der Augsburger Theologe und Kirchenhistoriker Jörg Ernesti hält einen Besuch von Papst Franziskus in der Ukraine derzeit für wenig hilfreich. "Ich persönlich glaube, dass er sicher gerne nach Kiew fahren würde", sagte Ernesti in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Aber solange noch eine Chance für eine Friedensvermittlung besteht, wird er von einem Besuch absehen. Den seine Anwesenheit in Kiew würde in Russland sicher als Parteinahme zugunsten der Ukraine gedeutet."
Der Apostolische Nuntius in Kiew hält einen Besuch des Papstes in der ukrainischen Hauptstadt derzeit für unmöglich. Schon allein die Sicherheitslage lasse dies keinesfalls zu, sagte Erzbischof Visvaldas Kulbokas dem italienischen Magazin "Famiglia Cristiana" (Montag). Es ginge nicht ohne einen auch nur begrenzten Waffenstillstand "sowohl für den Papst als auch für die Menschen, die mit ihm beten sollen»", so Kulbokas. Ohne dies "wäre die Sicherheit aller gefährdet". Eine geheime Reise von Franziskus sei hingegen nicht denkbar.
Sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatten den Papst nach Kiew eingeladen. Nach Ansicht diplomatischer wie theologischer Beobachter würde ein Besuch von Franziskus in der ukrainischen Hauptstadt derzeit noch jede Aussicht auf eine vermittelnde Rolle des Vatikan zunichte machen.