· 

Prälat Wolf als Leiter des Katholischen Büros Bayern entpflichtet

München (epd) – Der durch das Münchner Missbrauchsgutachten schwer belastete Prälat Lorenz Wolf ist nun offiziell nicht mehr Leiter des Katholischen Büros Bayern. Die bayerischen Bischöfe seien Wolfs Bitte nachgekommen und hätten ihn mit sofortiger Wirkung entpflichtet, heißt es in einer Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz zum

Abschluss der zweitägigen Vollversammlung am Donnerstag.

 

Als Leiter des Katholischen Büros Bayern war Wolf 13 Jahre lang Ansprechpartner für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Juristin Bettina Nickel, die bereits seit 2005 Stellvertretende Leiterin ist, soll das Büro kommissarisch führen. Die Stelle soll ausgeschrieben werden.

 

Am Montag war bekanntgeworden, dass Wolf um seine Entpflichtung als Leiter des Katholischen Büros Bayern sowie als Offizial im Konsistorium und Metropolitangericht München - also als oberster Kirchenrichter des Erzbistums München und Freising - gebeten hatte. Kardinal Reinhard Marx nahm seine Bitte mit sofortiger Wirkung an. Im

Fall des Katholischen Büros Bayern brauchte es aber auch die Zustimmung der bayerischen Bischöfe.

 

Auch Wolfs Zeit im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks, dessen Vorsitzender er ist, endet - allerdings turnusgemäß. Mit Beginn der neuen Amtsperiode im Mai entsendet die Freisinger Bischofskonferenz laut Beschluss vom Donnerstag den Münchner Pater Alfons Friedrich in das Gremium. Er soll Wolfs Platz als Mitglied im BR-Rundfunkrat einnehmen. Am 12. Mai soll laut BR-Angaben der neue Vorsitz gewählt werden.

 

Der 66-jährige Wolf war nach Erscheinen des Münchner Missbrauchsgutachtens im Januar schwer in die Kritik geraten. Die unabhängigen Gutachter der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatten Fälle sexuellen Missbrauchs in den Jahren 1945 bis 2019 im Erzbistum München und Freising untersucht. Das Gutachten lieferte Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sowie 235 Täter, davon 173 Priester. Prälat Wolf wurde vorgeworfen, in mehreren Fällen wesentlich dazu beigetragen zu haben, Missbrauchsdelikte zu vertuschen und zu verharmlosen.

 

Ende Januar wurde bekannt, dass Wolf alle seine Ämter und Aufgaben ruhen lässt. Auf die Forderung von Kardinal Marx, zu den Vorwürfen gegenüber dem Erzbistum Stellung zu nehmen, reagiert Wolf zunächst nicht. Anfang Februar bat Wolf dann im BR-Rundfunkrat "aus tiefstem Herzen" um Verzeihung. Er schäme sich dafür, Schuld auf sich geladen zu haben. Er stellte aber auch klar, dass er sich von den Gutachtern in dieser Form zu Unrecht kritisiert fühlt.