Frankfurt a.M./Nairobi (epd) - Hilfsorganisationen haben wegen des massiv zunehmenden Hungers in Afrika Alarm geschlagen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung auf dem Kontinent -
346 Millionen Menschen - habe nicht genug zu essen, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (ICRC) am Dienstag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Millionen Familien müssten jeden
Tag Mahlzeiten ausfallen lassen. „Dies ist ein weitgehend unbeachtetes Desaster“, sagte der Verantwortliche für globale Einsätze der Organisation, Dominik Stillhart. „Kinder sterben wegen
Mangelernährung.“ Die Lage könne sich in den kommenden Monaten noch deutlich verschlimmern.
Westafrika leidet elf Organisationen zufolge unter der schlimmsten Nahrungsmittelkrise seit zehn Jahren. Bereits jetzt hungerten in der Region 27 Millionen Menschen. Bis Juni könnte die Zahl auf
38 Millionen steigen - ein Drittel mehr als vor einem Jahr, erklärten die Organisationen, darunter Oxfam, Aktion gegen den Hunger, World Vision, Save the Children, Care internationale und
Handicap International. Die Staatengemeinschaft müsse umgehend Hilfe bereitstellen, um den vermeidbaren Tod vieler Kinder zu verhindern.
In Ländern wie Burkina Faso, Niger, Tschad, Mali und Nigeria hätten die Ernährungskrisen in den vergangenen Jahren zugenommen. So sei die Zahl der Menschen, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen
sind, zwischen 2015 und 2022 von sieben auf 27 Millionen gestiegen.
Dürre, Überschwemmungen, bewaffnete Konflikte und die Auswirkungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie hätten Millionen Menschen von ihrem Land vertrieben und für einen Rückgang der
Getreideproduktion um etwa ein Drittel verursacht. Nach UN-Schätzungen werden in der Sahelzone in diesem Jahr 6,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt sein, 1,4 Millionen mehr als
2021.
Dem Roten Kreuz zufolge erschweren bewaffnete Konflikte und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges wie gestiegene Treibstoffpreise die Versorgung der Menschen. Es müssten sich mehr Menschen an der
Bekämpfung dieser Krise beteiligen, forderte Stillhart. „Eine Krise diesen Ausmaßes braucht eine gemeinsame Anstrengung durch Regierungen, humanitäre Partner und Geber.“