Nürnberg (epd) - Mit der Sonderausstellung „Das Mittelalter. Die Kunst des 15. Jahrhunderts“ will das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg einen neuen Blick auf diese
Epoche werfen. Oft werde sie als finstere Zeit mit Pest, Kreuzzügen, Knechtschaft und Judenverfolgung in Verbindung gebracht, sagte Generaldirektor Daniel Hess am Dienstag bei der Vorstellung der
neuen Schau, die am Donnerstag (7. April) eröffnet wird. Das Spätmittelalter sei aber vielmehr eine Phase größter künstlerischer Innovation in Malerei und Bildhauerei gewesen. „Die Bedeutung der
Welt der Bilder verbindet die Gegenwart mit dem Mittelalter“, erläuterte Hess.
Zu den ausgewählten Highlights aus der GMN-Sammlung gehört die kostbare Silberbüste des Heiligen Zeno. Die Büste aus zwei Kilo Silber sowie Gold- und Edelsteinverzierung stehe exemplarisch für
den Reliquienkult und die Heiligenverehrung des 15. Jahrhunderts, erläuterten die Ausstellungsmacher. Zugleich illustriere sie auch die Zusammenarbeit mehrerer Künstler. Die Büste wurde klassisch
in Silber getrieben, das Gesicht nach einem Modell gegossen.
Fast schon moderne Strukturen etablierte der Bildschnitzer Tilman Riemenschneider in seiner Würzburg Großwerkstatt. Er trat gegenüber seinen Auftraggebern als Generalunternehmer auf und wickelte
mehrere Aufträge an Flügelaltären gleichzeitig ab. Dafür kamen auch spezialisierte Subunternehmer zum Einsatz, die etwa die Aufgaben als Vergolder oder Schlosser übernahmen. Gleichzeitig sei es
Riemenschneider gelungen, seine Werke wiedererkennbar „als Marke zu etablieren“, sagte Kurator Markus T. Huber: Ob der Meister selbst oder Mitarbeiter seiner Werkstatt Hand anlegten - am Ende
waren die Arbeiten „von Riemenschneider“.
Die Sonderausstellung mit ihren 25 Gemälden und Skulpturen trägt den Zusatz „Preview“. Es ist ein Ausblick auf das Ende der Museums-Dauerbaustelle im GNM. Aktuell sind die Räume zur
mittelalterlichen Kunst wegen Sanierung geschlossen. In drei Etappen soll die „weltweit einzigartige Mittelalter-Sammlung des GNM“ bis 2028 wieder neuen Platz finden. „Das Spätmittelalter ist das
Beste, was wir haben“, sagte Museums-Chef Hess.