Bamberg (KNA) - Forscher haben in der 2019 abgebrannten Pariser Kathedrale Notre-Dame Gräber entdeckt, die möglicherweise bis in die Antike zurückreichen. Der Kunsthistoriker
Stephan Albrecht sprach von „sensationellen Funden“, wie die Universität Bamberg berichtet. Der Professor ist Mitglied dreier wissenschaftlicher Arbeitsgruppen zum Wiederaufbau. Albrecht
erforscht seit 2015 die Pariser Kathedrale und hatte einen 3D-Scan des Querhauses erstellt.
Neben den Gräbern seien auch eventuelle Fundamentreste der ersten antiken Ostanlage der Kathedrale aufgetaucht, so Albrecht. Notre-Dame sei inzwischen zudem innen und außen mit einer zweiten Haut
von Gerüsten umgeben, so dass jede Oberfläche der Wände zu erreichen sei.
Durch diese besondere Zugänglichkeit des Mauerwerks habe sich etwa herausgestellt, dass der gesamte Bau schon im Mittelalter von sogenannten Metallarmierungen gehalten worden sei, die die Mauern
verstärkten. „Ein Phänomen, das aus anderen Kathedralbauten bekannt ist, in Paris jedoch nicht in diesem Umfang zu erwarten war“, erläutert der Wissenschaftler.
„Leider muss jeder Tag für wissenschaftliche Dokumentation und Analyse dem straffen Zeitplan der
Baustelle abgerungen werden“, sagte der Bamberger Kunsthistoriker. „Es bleibt nur zu hoffen, dass durch zu große Eile nicht zentrale Befunde für immer verloren gehen.“ Albrecht selbst beteiligt
sich an einem Projekt zur Westfassade, um die historisch einmalige Zugänglichkeit des Baus zu nutzen.
Parallel liefen die Vorbereitungen für den Wiederaufbau. Das konstruktive Vorgehen sei bereits entschieden. Die Bäume für den Dachstuhl und die Art der Bearbeitung seien bestimmt, die Verträge
mit den Baufirmen geschlossen. Mit dem Baubeginn sei im Sommer zu rechnen, so Albrecht. „Das ist eine logistisch und konstruktiv einmalige Operation am offenen Herzen der Kathedrale.“ Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron hatte versprochen, Notre-Dame bis zum Beginn der Olympischen Spiele im Frühjahr 2024 wieder begehbar zu machen.