Nürnberg (KNA) - Sayragul Sauytbay wird am Sonntag mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Die Auszeichnung würdigt das Engagement der 45-Jährigen Kasachin für die
muslimische Minderheit in China. Sauytbay wird den mit 15000 Euro dotierten Preis bei einem Festakt im Opernhaus erhalten. Danach findet die traditionelle Nürnberger Friedenstafel mit einem
gemeinsamen Essen in der Innenstadt statt. Die Verleihung war wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben worden.
Sauytbay ist Lehrerin, hat selbst Folter und Haft erlebt und war zeitweise in einem Umerziehungslager eingesperrt. Sie konnte fliehen und lebt mit ihrer Familie seit 2019 in Schweden. Dort ist
mit der Autorin Alexandra Cavelius auf Basis mehrerer Interviews das Buch „Die Kronzeugin“ entstanden.
Sauytbay gebe einen Einblick in die Situation der Menschen in den Lagern, sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) zur Begründung. Dort gebe es Gehirnwäsche, Folter und Vergewaltigung, außerdem
werde die Einnahme von Medikamenten erzwungen. Zugleich berichte die Preisträgerin über die langfristigen Pläne der chinesischen Regierung zur Unterwanderung und Unterwerfung der westlichen
Demokratie, so König weiter. Dies geschehe durch großzügige Kredite und billige Produkte, um später die Regeln zu bestimmen, zitiert die Jury die Preisträgerin.
Sauytbay lege trotz ständiger Bedrohung und Einschüchterungsversuchen durch Peking Zeugnis ab, erklärte der Oberbürgermeister. Er hoffe, dass ihr die mit der Preisverleihung verbundene
öffentliche Aufmerksamkeit den nötigen Schutz biete. König verwies auf die freundschaftlichen Beziehungen der Stadt Nürnberg zur chinesischen Region Shenzhen. „Gerade unter Freunden muss man sich
auch die Wahrheit sagen dürfen.“
Mit der Auszeichnung von Sauytbay wolle man auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die Anerkennung der Rechte ethnischer Minderheiten sich bisher in dem Preis nicht ausreichend widergespiegelt
habe, sagte Jurymitglied Hilal Elver. Zudem wolle man die Menschenrechtsarbeit von Frauen würdigen.
Den Menschenrechtspreis vergibt die Stadt Nürnberg seit 1995 alle zwei Jahre. Die Auszeichnung ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg - der einstigen Stadt der
nationalsozialistischen Reichsparteitage und der NS-Rassegesetze - „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.