Bamberg (lkk) – Bis zu hundert Neuerwerbungen – Schenkungen und Ankäufe – gelangen jährlich in die Bestände des Diözesanmuseums. Sie reichen von kleinen Objekten wie Rosenkränzen
und Gebetzetteln bis zu bedeutenden Kunstwerken wie spätgotischen Tafelgemälden und die nun als Kunstwerk des Marienmonats Mai präsentierte Pietà. Sie stammt aus dem 1794 zerstörten
Kurfürstlichen Schloss Kärlich bei Koblenz und wurde 2020 aus Privatbesitz in Mülheim-Kärlich erworben. Damit ist sie die erste und einzige Darstellung dieses ikonografischen Sujets in der
Dauerausstellung.
Eine Pietà, die im deutschsprachigen Raum seit der Neuzeit auch als Vesperbild bezeichnet wird, stellt die trauernde Muttergottes dar, die nach der Kreuzabnahme ihren toten Sohn im Schoß ruhen
hat und ihn beweint. Dieses in den Evangelien nicht erwähnte Ereignis wird bereits Ende des 13. Jahrhunderts in den Visionen der Zisterzienserinnen im Kloster Helfta beschrieben und in
nachfolgenden zwei Jahrhunderten in Mystik, Dichtung und Passionsspielen ausführlich bearbeitet.
Die ersten Darstellungen aus der Zeit um 1320 / 30 sind als Skulpturen am Bodensee sowie Bei der Kärlicher Pietà in Franken und Thüringen überliefert. So zählen die Vesperbilder in den Sammlungen
der Veste Coburg oder in der Pfarrkirche St. Martin in Bamberg zu den ältesten.
Im Unterschied zu diesen frühen Exemplaren, die die Muttergottes auf dem Thron sitzend zeigen und bei denen das Geschehen örtlich und zeitlich nicht näher bestimmt wird, ist die Maria unseres
Vesperbildes über einem hügeligen Gebilde halb kniend dargestellt. Damit wird das Ereignis auf dem Berg Golgatha verortet, der durch strukturierte Oberfläche mit vielen kleinen Einkerbungen als
begraster Erdboden veranschaulicht wird. …
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 20/2022