Bamberg (cid) – konen sind wichtige Bestandteile der traditionellen ukrainisch-byzantinischen kirchlichen Kunst. Die Bilder von Jesus Christus, Maria und den Heiligen können aber
durch ihre Art der Darstellung auch moderne Bezüge haben. 31 aktuelle Werke ukrainischer Künstler und Künstlerinnen werden jetzt im Bistumshaus St. Otto in Bamberg gezeigt. „Ikonen gegen den
Krieg“ nennt sich die Schau, die Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh, der Apostolische Exarch für Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, mit dem Wunsch verband: „Möge die
Begegnung und Betrachtung dieser Ikonen unsere Augen öffnen für das Wesentliche in unserem eigenen Leben; mögen sie in unseren Herzen die Erinnerung an die vom Krieg betroffenen Menschen in der
Ukraine aufrechterhalten; mögen sie uns zu Werkzeugen der göttlichen Liebe und Hoffnung für diese Menschen machen!“
Noch bis kurz vor Ausstellungsbeginn waren Michael Kleiner vom Referat Weltkirche des Erzbistums und seine Mitarbeiter tätig, um die Ausstellung aufzubauen. Denn manche der Ikonen erreichten
Bamberg erst kurz zuvor. Einige entstanden im vergangenen Jahr, zu dem die Ausstellung ursprünglich geplant war; an einigen klebt sozusagen noch die frische Farbe, denn Werke von Oleksandr
Klymenko und seiner Frau Sofia Atlantova sowie von Ulyana Tomkevych sind im März und April nach Beginn des Ukraine-Krieges entstanden. „Sie tragen in sich die Wunden des jetzigen Kriegs und
lassen gleichzeitig durch diese Wunden das Licht der Auferstehung aufleuchten“, beschrieb Bischof Dzyurakh die besonderen Darstellungen.
Künstlerin Tomkevych schilderte die Entstehung ihres „Das Gebet über den Kelch“. Der Schock des Krieges habe sie zunächst gelähmt. Dann habe sie sich entschlossen weiterzumalen: „Das gibt
Hoffnung. Ikonenmalerei ist mein Gebet!“ Ihr auf eine runde Holzplatte aufgetragenes Bild schildert einen Moment kurz vor Jesu Tod. Er nehme mit Demut seinen Kreuzweg an.
Stark von den Gräueln des Krieges geprägt sind die Tafeln von Oleksandr Klymenko und seiner Frau Sofia Altlantova. Schon 2014, bei der Eroberung der Krim, habe er durch die Fenster seines
Ateliers Krankenwagen gesehen, die Schwerverletzte von der Front in ein Militärkrankenhaus brachten. An der Front sah er geöffnete Munitionskisten und in ihm reifte die Idee, mit künstlerischen
Mitteln eine „Umwandlung des Todes in das Leben“ zu bewirken.
„Ich wollte den Tod ins Grab zurückzwingen“, sagte er bei einer Führung durch die Ausstellung. Klymenko verwertete die Deckel und Böden der Kisten. Die Behälter für den Krieg verwandelte das
Künstlerpaar mit Pinsel und Farbe in „göttliche Bilder“. Als solche werden Ikonen gesehen.
So sind unter dem Titel „Mariupol Zyklus“ elf großformatige Ikonen entstanden. Dargestellt sind Christus, flankiert von Maria und Johannes, den Erzengeln Michael und Gabriel und Aposteln.
Klassische Ikonen sind mit Skizzen einer zerstörten Stadt vereint. Die Betrachter sind eingeladen, diese und zahlreiche weitere Ikonen, einige mit traditionellen, andere mit modernen Zügen, zu
entdecken. Sie sollen „Mahnmale gegen den Krieg und Aufruf zum Handeln für den Frieden“ sein.
Dies unterstrich auch Erzbischof Dr. Ludwig Schick in seinem Grußwort. „Wenn ihr die Ikonen anschaut, denkt an die Ukraine und betet für die Ukraine.“ Ikonen sollten dabei helfen, als Christen zu
leben. Sie anzuschauen, bedeute, die Freude an Gott und seine Liebe zu spüren, den Himmel zu sehen und in diesem Anschauen Ruhe zu empfinden.
Bischof Dzyurakh erinnerte an eine weitere moderne Ikone. Eine Künstlerin aus Dnipro hatte ein Foto einer jungen Mutter gesehen, die ihr Kind im Schutz einer Kiewer Metrostation stillt. Sie habe
in diesem berührenden Bild Züge der göttlichen zärtlichen Liebe gesehen. Daraus sei eine Ikone entstanden, die den Titel „Madonna von Kyiv“ erhielt.
Die Gottes- und Heiligenbilder könnten helfen, „selbst im Nebel der Grausamkeiten das Herz offenzuhalten für das Schöne und Gute und dadurch das Menschliche in unseren Herzen zu bewahren und das
Göttliche in den dramatischen Umständen des Kriegs nicht aus den Augen zu verlieren“, sagte Dzyurakh. Denn nur derjenige, der Gott vor Augen habe, könne den Menschen auf richtige Weise
betrachten, behandeln und ihm im Geiste Jesu dienen.
Man wolle nicht nur Hilfe annehmen, sondern auch die Schätze und Werte der ukrainischen Kultur wie zum Beispiel die Tradition der Ikonenmalerei teilen, sagte Mariya Tsymbalista. Die Lemberger
Kunsthistorikern gab Hinweise zur Ikonenkunst. Sie stellte einige Künstler vor, die die Emotionen, die der Krieg ausgelöst hat, im Malen von Ikonen zu verarbeiten und sichtbar zu machen
versuchen.
Bei einer Führung durch die Ausstellung, moderiert von Magdalena Burger, konnten die zahlreichen Gäste mit den anwesenden Künstlern ins Gespräch kommen. Die musikalische Gestaltung der
Eröffnungsfeier hatte der Chor des Collegium Orientale übernommen.
Die Ausstellung auf mehreren Stockwerken des Bistumshauses am Heinrichsdamm 32 ist bis zum 29. Juli zu den Öffnungszeiten des Hauses zugänglich.