Bamberg (ku) – Gläubige, die fast alle Plätze im Bamberger Dom besetzen, dazu vielstimmiger wunderbarer Chorgesang mit Bläserbegleitung – nach zwei Jahren coronabedingter
Einschränkungen wurde die Weihe von Stefan Lunz zum Priester am vergangenen Samstag für alle Beteiligten zu einem besonderen Erlebnis. Erzbischof Ludwig Schick weihte den 47-jährigen ehemaligen
Bankkaufmann zum Priester. Zum 1. September wird Stefan Lunz dann seine erste Kaplansstelle im Katholischen Seelsorgebereich Steigerwald antreten.
„In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche.“ Unter diese Überschrift, entnommen aus einem Wort der deutschen Bischöfe zur Seelsorge, stellte der Bamberger Oberhirte seine Predigt. Und als
Kirchenrechtler erinnerte Erzbischof Ludwig an den letzten Canon im Kirchenrecht, in dem es heißt: „Das Heil der Seelen ist das oberste Gesetz in der Kirche.“
Schick: „Die Seelsorge ist unser Auftrag. Und diesen Auftrag zu erfüllen, ist gegenwärtig besonders notwendig.“ In diesem Zusammenhang zitierte der Platon, bei dem es heißt: „Es ist überhaupt für
jeden Menschen das Beste, sich vom Göttlichen und Vernünftigen beherrschen zu lassen, und zwar am allerbesten so, das er es als Besitz in seiner Seele hat.“ So sei es nach Schicks Worten Aufgabe
der Seelsorge heute und in Zukunft, die Seele mit dem Göttlichen und dem Vernünftigen zu erfüllen, das Jesus Christus geoffenbart habe.
Schick betonte auch die Bedeutung der Versprechen von Ehelosigkeit und Keuschheit, Armut und Bescheidenheit, Gehorsam und Hörbereitschaft. Sie ermöglichen selbstlose Seelsorge. „Der Seelsorger
muss sich selbstlos auf den Nächsten und seine Seele konzentrieren, dazu befähigt die ehelose Keuschheit.“
Die Armut und Bescheidenheit machen den Seelsorger zugänglich für jede und jeden. Der Gehorsam schenke ein waches Herz und ein offenes Ohr, die für die Seelsorge unerlässlich sind. In der
Verkündigung des Evangeliums, der Feier lebensdienlicher Gottesdienste und der Bildung von christlicher Gemeinschaft vor Ort werde Seelsorge praktiziert.
In seiner Predigt ging der Bamberger Erzbischof aber auch auf den Begriff „seelenlos“ ein, der bedeute, dass alles kalt, bürokratisch, unsensibel, mechanisch und mechanistisch vonstatten gehe.
Auch das persönliche Leben könne laut Schick seelenlos sein, „dann agieren wir nur noch, sind ein Hamster im Hamsterrad“. Wer nach Dienst und Vorschrift lebe, werde einsam und autistisch.
Auch die Familie, Gesellschaft und Politik können seelenlos werden, „dann ist es mit dem Glück und der Zufriedenheit vorbei“, so der Erzbischof. „Eine seelenlose Gesellschaft ist tot. In einer
Familie, die seelenlos ist, kann es keinen Zusammenhalt geben. Wo ein Betrieb oder ein Büro seelenlos sind, da gibt es nur noch Bürokratie und Dienst nach Vorschrift.“ Eine mit dem Geist Jesu
Christi gefüllte Seele hingegen sei vital, freundlich und gemeinschaftsfähig. Eine solche Seele könne Freud und Leid, Hoffnungen und Ängste, Erfolg und Niederlagen durchstehen, das Beste daraus
machen und den Mitmenschen helfen.
So sei es Auftrag der Kirche und damit auch des Neupriesters, die Seelen mit dem Geist Jesu Christi zu füllen. „Seelsorge ist gerade derzeit für jeden Menschen und die Gesellschaft wichtig, wo so
viele in ihrem persönlichen Leben physische Krankheit spüren, wo durch die Pandemie, Kriege und Krisen vieles ins Wanken geraten ist,“ betonte der Erzbischof. „Da brauchen wir die seelischen
Kräfte.“
An Stefan Lunz gewandt sagte Erzbischof Ludwig: „Ich weihe Sie, damit Sie in der Nachfolge Jesu Christi ein guter Seelsorger werden. Lassen Sie sich auf diesen Dienst ein. Er ist entscheidend für
das gute Leben heute und in Zukunft.“
Im Anschluss an den Festgottesdienst, der von der Domkantorei und den Dombläsern unter der Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer und Domorganist Markus Willinger an der Orgel gestaltet
wurden, nutzten viele Gläubige die Gelegenheit, beim Empfang in der Dompropstei mit Neupriester Stefan Lunz ins Gespräch zu kommen.