Jerusalem (kro) – Fernab der Blicke von Touristen und nur dem stillen Beter zugänglich, zieren seit 1969 fünf Säulen und zwei Kapitelle die Getsemani-Einsiedelei. Sie hätten viel
zu berichten: von dem römischen Tempel im Herzen Jerusalems, den sie einst womöglich schmückten, vom frommen Treiben um das Grab Christi in der Grabeskirche, für dessen Kolonnaden sie
anschließend in Reih und Glied standen. Von dem Leben am Fuße des Ölbergs, an den sie ausrangiert wurden, als ihre Standfestigkeit nachließ. Jetzt sollen sie ins Terra Sancta Museum in der
Jerusalemer Altstadt und zurück ins Rampenlicht gebracht werden – Millimeterarbeit und Kraftakt zugleich.
Mukheles Khatib ist bereit. Lächelnd sitzt er in der Kabine seines froschgrünen Schwerlaststaplers Marke „Merlo“, den Teleskoparm über das Mäuerchen zum Garten ausgefahren. Meter tiefer, in
Umzugsdecken gepackt und mit Holz und Schaumstoff geschützt, steht die wertvolle Fracht. Der erfahrene Schwerlastfahrer setzt an. Das Seil spannt sich um 3,6 Tonnen Stein – und mit ihm die Nerven
der „Restauratori senza frontiere“. Das Heben des ersten Kapitells ist der Testlauf für die italienische Equipe, die den Transport der historischen Stücke seit rund einem Jahr vorbereitet.
„Unsere erste Sorge ist, die Säulen nicht beim Transport zu zerbrechen. Wir wollen kein Stück verlieren“, erklärt Restaurator Pietro Coronas. Der Zahn der Zeit und mehr als ein halbes Jahrhundert
des Aufenthalts im Freien haben an dem rosa-geäderten Marmor genagt. Die Säulen haben Risse davongetragen. Mithilfe von Thermografie und 3D-Scans hat sein Team die Steine untersucht, um
Schwachstellen aufzuspüren und ihre Tiefe zu beurteilen. …
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 27/2022