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Bahnhofsmission als "Ort der Hoffnung"

Nürnberg (epd) – Die evangelische Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern hat die Bahnhofsmissionen als Frühwarnstationen der Gesellschaft bezeichnet. Zum Staatsempfang aus

Anlass des 125-jährigen Bestehens der Bahnhofsmissionen in Bayern in Nürnberg sagte die Theologin am Montagabend, am Bahnhof hielten sich nicht nur "Aufbrechende, Wartende und Ankommende" auf. Dort fänden

sich auch "Liegengebliebene, Flüchtende, Fliehende, Gestrandete, Hungrige, Durstige, Einsame, Verletzte, sprachlos Gewordene oder Beraubte".

 

Den Mitarbeitenden aus den 13 Bahnhofsmissionen in Bayern sprach Hann von Weyhern Respekt und Dank aus für ihr "einfach Da-Sein". Sie zitierte aus einer Umfrage unter den Ehren- und Hauptamtlichen, die bestätige, dass sie ihre Aufgabe bereichere, dass sie Gesellschaft mitgestalten wollten und christliche Werte leben. "Es wird in Ihren

Antworten sichtbar: Sie haben eine Mission - und sie ist noch nicht zu Ende."

 

Auch die Diakonievorständin Sandra Schuhmann betonte beim Festakt im DB-Museum insbesondere die Rolle der Ehrenamtlichen bei der Arbeit der Bahnhofsmissionen. Auch wenn die Strukturen von Hauptamtlichen getragen würden, "sind die etwa 350 Ehrenamtlichen die Säulen, auf denen die Arbeit ruht".

 

Im 125. Jahr ihres Bestehens seien die Bahnhofsmissionen, so Schuhmann, nicht nur so wichtig wie eh und je, sondern würden "leider weiterhin an Bedeutung gewinnen". Alle Prognosen für die Entwicklung in den kommenden Monaten deuteten darauf hin: Die Bahnhofsmissionen hätten auch in Zukunft viel zu tun. Über 300.000 Kontakte hätten die

13 bayerischen Bahnhofsmissionen im vergangenen Jahr verzeichnet, davon allein über 180.000 in der größten bayerischen Bahnhofsmission in München. "Zugenommen hat leider auch der Bedarf an materieller Hilfe. Ein deutliches Zeichen für die wachsende Armut angesichts steigender Lebenshaltungskosten und Preise." So seien dreieinhalb Mal

so viele Lebensmittel, aber auch Kleidung nötig gewesen.

 

Die Bahnhofsmissionen seien "in gewissem Sinne auch ein Beitrag zur gesellschaftlichen Infrastruktur", sagte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, bei dem Festakt, laut Redemanuskript. Sie könnten "frühzeitig soziale Probleme wahrnehmen", die vielleicht noch nicht in der Mitte der politischen Aufmerksamkeit angekommen seien, und ihnen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Die Bahnhofsmissionen seien ein "Ort der Hoffnung". Die

Aufgabe der Bahnhofsmission sei "ie konkrete Nächstenliebe und Zuwendung zu Menschen, die Hilfe brauchen", sagte Marx.

 

Der Kardinal erinnerte an die Asylsuchenden, insbesondere aus Syrien, die im Spätsommer 2015 in großer Zahl in Bayern angekommen waren. Die Bahnhöfe seien damals die zentralen Ankunftsorte für die Geflüchteten gewesen. Auch für zahlreiche geflüchtete ukrainische Frauen hätte sie für eine Erstversorgung und mit ihrem Netzwerk für Beratung und Weitervermittlung zur Verfügung gestanden.