München/Passau (epd) - Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) fordert für die Schulen im Herbst konkrete Corona-Maßnahmen von der Bundesregierung. Sollten die Inzidenzen
wieder steigen, brauche es eine „Werkzeugkasten, damit wir Optionen haben, zu reagieren“, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Mittwoch). Darin sollten Regeln zum Tragen von Masken und
Impfungen enthalten sein. Er betonte jedoch, dass Distanzunterricht keine Alternative zum Präsenzunterricht mehr sei.
„Schule nicht nur als Lernort, sondern als sozialer Ort, ist zu wichtig, als dass wir uns nochmals auf flächendeckende Schulschließungen einlassen sollten“, sagte er. Damit die Maßnahmen an den
Schulen auch tragbar und nachvollziehbar seien, müssten sie zu den allgemeinen Corona-Regeln passen.
Ferner seien die Schulen nun mit weiteren Herausforderungen konfrontiert: Im Hinblick auf den Winter und die Energiekrise rief der Kultusminister dazu auf, die Stromversorgung und Heizung von
Schulen sicherstellen. „Es sollen keine Schüler im Dunkeln sitzen und frieren müssen - bei allen Anstrengungen, die das womöglich kosten wird.“
Im kommenden Schuljahr würden zudem viele Kinder aus der Ukraine schulpflichtig werden, so Piazolo. Um sie zu integrieren, müsse das Unterrichtsangebot ausgebaut werden. Dazu sollen die Kinder an
den Grundschulen in Regelklassen kommen. An weiterführenden Schulen soll in sogenannten Brückenklassen ein Schwerpunkt auf Deutsch als zweiter Sprache liegen. Aktuell seien 27500 ukrainische
Schüler an bayerischen Schulen.
Damit der Unterricht gewährleistet werden könne, versuche das Kultusministerium aktuell, Pensionisten zurückzuholen und Teilzeitkräfte zum Aufstocken zu animieren. Besonders an Grund- und
Mittelschulen fehlten Lehrerinnen und Lehrer. Auch wenn der Finanzminister 1620 Stellen zugesagt habe, müssten erst geeignete Personen dafür gefunden werden, sagte Piazolo. Um Lücken zu
schließen, solle es auch Studierenden ermöglicht werden, an Schulen auszuhelfen.