Bamberg - Paliativ Care ist weit mehr als Sterbebegleitung“. Rainer Simader, Leiter des Bildungswesens bei Hospiz Österreich, Festredner zum 20-jährigen Bestehen der
Hospiz-Akademie Bamberg machte aber vor allem deutlich: „Das Wissen über die Palliativversorgung in allen Bereichen des Gesundheitssektors muss gesellschaftlich breiter gestreut werden“.
Zum Jubiläum, das im Bamberger Bistumshaus St. Otto gefeiert wurde, hatte Akademieleiter Markus Starklauf zahlreiche Festgäste aus Politik, Kirche und Hospizbewegung begrüßt, darunter aus der
Bayerischen Staatskanzlei Ministerin Melanie Huml, Vertreter aus dem Bundestag, Andreas Schwarz und Thomas Silberhorn, Domkapitular Dr. Markus Kohmann stellvertretend für Erzbischof Ludwig
Schick, Diözesancaritasdirektor Michael Endres oder den Referenten der Erzdiözese für Hospiz- und Palliativseelsorge Norbert Oppel.
Der Festredner und Fachbuchautor aus Wien verwies auf einschlägige Forschungsergebnisse, die einen wachsenden Bedarf an Hospizen und Palliativ Care belegen. Gründe dafür seien die Zunahme von
Sterbefällen aufgrund der demografischen Entwicklung sowie Fortschritte in der Medizin, die zu einem längeren Überleben von Krankheiten führten. Laut einer Studie aus England und Wales
beispielsweise, werde es bis zum Jahr 2040 rund 25 Prozent mehr Sterbende geben. Da aber die Ressourcen für Pflege und Betreuung, beispielsweise bedingt durch die familiäre Situation weniger
werden, andererseits aber die Zahl hochbetagter und demenzkranker Menschen steige, werde der Bedarf an Hospiz- und Palliativversorgung gar um 40 Prozent steigen. Dieser Trend sei auch in
Deutschland zu erwarten.
Wichtig sei Simader der Blick auf den ganzen Menschen. Sterben sei nicht nur ein körperlicher Prozess, der Lösungen brauche, sondern auch ein sozialer und spiritueller. Deshalb seien in der
Hospiz- und Palliativ Care verschiedene Berufe eingebunden, nicht nur Pflegende und Ärzte, sondern auch Sozialarbeiter, Seelsorger, Physiotherapeuten oder Psychologen.
Mit Blick auf die demografischen Entwicklungen forderte der Festredner dazu auf, die Menschen dazu zu befähigen, solange als möglich selbstständig und so kurz wie möglich abhängig zu sein. „Hier
kommen Notwendigkeit und Bedürfnis zusammen“.
Das Thema enttabuisieren
Häufig aber werde Palliativ Care mit Sterbebegleitung gleichgesetzt. Davor hätten die Menschen Angst und zögerten, sich frühzeitig in Palliativ Pflege zu begeben. Simader forderte deshalb: das
Wissen um die Hospizarbeit muss wesentlich verbessert werden und das Thema Sterben enttabuisiert. Der Festredner wünscht sich öffentliche Vorbilder, die über das Thema reden und kontinuierliche
Medienberichter. Der Umgang mit Sterbenden könne schon in Kitas und Grundschulen thematisiert werden. An Orten, an denen gestorben wird, könnten gezielt betroffene Berufsgruppen angesprochen und
informiert werden.
„Da ist die Hospiz-Akademie ein Segen für die Region“, betonte Simader. Und darüber hinaus. Die Angebote zur Fortbildung von Ärzten, Pflegekräften, Fachkräften in psychosozialen Diensten,
ehrenamtlich Tätigen und allen Interessierten würden bundesweit nachgefragt. Die Akademie sei mehr als eine Bildungseinrichtung und habe eine richtungsweisende, befähigende Aufgabe für die
Gesellschaft.
In Kurzfilmen über die Hospiz-Akademie und musikalischen Grußworten von Wolfgang Buck und der Psychologin und Autorin Dr. Sarah Straub kamen ehemalige Teilnehmende und Mitarbeitende zu Wort, die
die besondere Atmosphäre des Hauses deutlich machten, die Gastfreundschaft, die Möglichkeiten zum Austausch, das Gefühl der Heimat, die tollen Konzepte und Angebote, die kompetenten Referenten,
die herzlichen Begegnungen, die innovativen Ideen...
An die Gründerin der Akademie, Christine Denzler-Labisch, erinnerte Akademie-Leiter Markus Starklauf. Bereits 1990 hat Christine Denzler-Labisch den Hospizverein Bamberg ins Leben gerufen und
sich bayernweit für ethische Leitlinien für ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt stark gemacht. „Die Hospiz-Idee in Bayern wird immer mit ihrem Namen verbunden bleiben“, betonte
Starklauf.
Geschäftsführer Stephan Kirchner nutzte natürlich die Gelegenheit, um auch Markus Starklauf zu danken, dass er „in den letzten 20 Jahren die Hospiz-Akademie zu dem gemacht hat, was sie ist“.
Starklauf habe die Akademie mit viel Herz, Verstand, vielen Ideen und Leidenschaft geleitet. Aber, so fügte Kirchner hinzu: „Führungskräfte sind immer nur so gut wie die die Menschen dahinter.“
Brigitte Pich