Vierzehnheiligen – Wenn Pater Maximilian Wagner aus den Fenstern seines Arbeitszimmers schaut, dann blickt er nicht nur weit ins Land über den Gottesgarten hinweg bis hinüber zur Veste Coburg,
sondern auch auf seine Wirkungsstätte, die Basilika Vierzehnheiligen. Seit Januar vergangenen Jahres ist der Pater der Wallfahrtsrektor der Basilika und Guardian der Franziskanergemeinschaft.
Vierzehnheiligen, der Ort, den er schon aus früheren Jahren, als er noch Provinzial der bayerischen Franziskanerprovinz war, kennt, ist für ihn ein besonderer Ort: „Hier merkt man, dass die Leute
mit vielfältigen Anliegen kommen. Sie deponieren ihre Sorgen bei den Nothelfern und gehen dann gestärkt wieder weg“, sagt er im Gespräch mit dem Heinrichsblatt.
Mit Blick auf das Doppeljubiläum „250 Jahre Fertigstellung und Weihe der Kirche“ und „125 Jahre Erhebung zur Päpstlichen Basilika“ betont der Franziskanerpater, dass es ihm wichtig gewesen sei,
das Jubeljahr nicht sang- und klanglos verstreichen zu lassen. „Uns Franziskanern war wichtig, dass die Menschen das Jubiläum miterleben können“, so Pater Maximilian. Aus diesem Grund habe man
ein Programm mit Vorträgen, besonderen Führungen, Konzerten, einer Ausstellung und natürlich festlichen Gottesdiensten gestaltet.
Gerade die neu konzipierten Führungen bei Nacht haben es dem Rektor der Basilika angetan, „denn es gibt selbst für mich immer noch etwas Neues zu entdecken. Und wir können auf diese Weise den
Menschen den Schatz zeigen, den es hier gibt“. Und Pater Maximilian freut sich, dass die Gläubigen aus Nah und Fern sich auf die Angebote einlassen, so auch auf die erstmals durchgeführte
Glockenvesper, die auf dem Platz vor der Basilika stattfand. Mit jeder Glocke wurde dabei ein besonderes Anliegen verbunden.
Die Betreuung der Wallfahrer gehört von Anfang an zu den Aufgaben der Franziskaner in Vierzehnheiligen. In den vergangenen beiden Jahren haben sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch auf
das Wallfahrtswesen ausgewirkt. „Wir sind froh und dankbar, dass sich viele Wallfahrer trotz der Beschränkungen auf den Weg gemacht und ihre Tradition fortgeführt haben“, so Pater Maximilian.
„Und das, obwohl eine Beherbergung und eine Verköstigung in den Gaststätten hier nicht möglich waren.“
Auch nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen sind die Gruppen, die nach Vierzehnheiligen kommen, teilweise noch um einiges kleiner, als sie es vor der Pandemiezeit waren. Kleinere
Wallfahrergruppen sieht Pater Maximilian jedoch nicht als Nachteil, „so kommt man mit den Menschen besser in Kontakt“.
Geändert hat sich laut dem Guardian nicht, dass den Pilgern gerade das Ankommen in und das Verabschieden mit dem Pilgersegen aus der Basilika wichtig sind. Der Gottesdienst sei nicht mehr
unbedingt das Highlight. „Manchmal ist die Brauerei wichtiger“, fügt Wagner mit einem Schmunzeln hinzu. Und immer wieder bemerken er und seine Mitbrüder, dass schon während einer Wallfahrt sich
vieles in den Menschen bewege, was auch auf die gute Ausbildung der Wallfahrtsführer zurückzuführen sei.
Als bedauerlich bezeichnet es Pater Maximilian, dass so manche traditionelle und über Jahrhunderte gewachsene Wallfahrt „ausgestorben“ ist. Doch andere Wallfahrten, zum Beispiel die aus dem
Eichsfeld, die zum Teil noch auf die Pest zurückzuführen sind, gibt es noch heute, und zugleich entstehen neue Wallfahrten, beispielsweise Fahrradwallfahrten, an denen über 100 Gläubige
teilnehmen. „Und ganz besonders freue ich mich, wenn Jugendliche unter den Pilgern sind.“
Und immer wieder ist es für den Basilika-Rektor und seine Mitbrüder eine Freude, Kinder durch das „Schönste Wohnzimmer Gottes“, wie Erzbischof Ludwig Schick die Basilika Vierzehnheiligen gerne
bezeichnet, zu führen. „Gerade die Jüngeren sind immer fasziniert, wenn sie die Kirche sehen. Ein Kind sagte einmal: ,Eine solche Kirche muss für jemanden ganz Besonderes sein‘. “
Bei den Führungen – egal ob für Alt oder Jung – komme natürlich auch die Sprache auf die 14 Nothelfer. „Manche wie Blasius, Georg oder Katharina sind den Menschen durchaus bekannt“, so Pater
Maximilian. „Aber so mancher Pilger kennt sie gar nicht.“
So manches Kopfzerbrechen gab und gibt es bei den Franziskanern, wenn es darum geht, Kindern die Lebensgeschichte der einzelnen Nothelfer nahezubringen. „Da macht man sich schon seine Gedanken,
ob das nicht so grausam ist, wenn man darüber erzählt“, sagt der Franziskanerpater. „Doch unsere Sorgen sind eigentlich unbegründet. So mancher findet es ,cool‘, wenn er von den Märtyrern
hört.“
Tagesablauf
Das tägliche Leben der derzeit elf Franziskaner in Vierzehnheiligen – drei von ihnen leben auf der Pflegestation bei den St. Franziskusschwestern – ist
strukturiert durch die Gebetszeiten. Alles Patres und Brüder kommen zum gemeinsamen Mittagessen nach der Sext um 11.45 Uhr zusammen, den Abschluss des Tages bildet die Vesper um 18.15 Uhr. Danach
wird gemeinsam zu Abend gegessen, „und anschließend sitzen wir zusammen, und ab und wird auch gemeinsam gespielt“, schildert Wagner den Ablauf.
Er selber muss sich als Guardian und Basilikarektor natürlich viel mit der Verwaltung beschäftigen, „aber gerne gehe ich während des Tages in die Basilika, hantiere am Schriftenstand herum und
komme so ganz schnell und unkompliziert immer wieder mit Pilgern und Besuchern in Kontakt“. So würden sich pastorale Kurzgespräche ergeben, „und ich merke, dass die Menschen dankbar sind, wenn
ich ihnen ein gutes Wort mit auf den Weg gebe“.
Natürlich gibt es in Vierzehnheiligen regelmäßige Beichtzeiten, „und wenn Leute kommen, die ein neues Fahrzeug haben und es segnen lassen wollen, dann machen wir das natürlich sehr gerne“, so
Pater Maximilian.
Dankbar ist er über das sehr gute Miteinander mit den St. Franziskusschwestern, das inzwischen über viele Jahre hinweg gepflegt wird. So halten die Franziskanerpatres regelmäßig Gottesdienste bei
den Schwestern in deren Mutterhaus. Auf seine Anregung hin, wird nun die Pflegestation der Franziskusschwestern, auf der sich auch einige ältere Patres befinden, gemeinsam geführt. Pater
Maximilian: „Das ist wirklich eine tolle Lösung. Es ist ein Geben und Nehmen. Denn die Schwestern kümmern sich wirklich rührend um unsere Mitbrüder.“
Natürlich hat Pater Maximilian in seiner Doppelfunktion nicht nur die Menschen im Blick, sondern auch die Gebäude. So gibt es auch in Vierzehnheiligen immer wieder etwas zu erneuern. „Eigentlich
müssten die Apostelfiguren auf dem Dach aufgehübscht werden“, konstatiert der Franziskanerpater. Aber dafür müssen erst einmal die notwendigen finanziellen Mittel aufgebracht werden. Dabei seien
die Franziskaner – so wie bei der Sanierung der Glockenanlage – auf Spenden angewiesen.
Ein Projekt, das dem Basilikarektor am Herzen liegt, ist Einrichtung einer Kerzenkammer, wie es sie auch in anderen Wallfahrtskirchen gibt. „Unsere jetzige Kerzenkammer müssen wir ertüchtigen,
denn sie ist in die Jahre gekommen“, so Pater Maximilian. Auch habe man Gedanken hinsichtlich der Kerzen gemacht, die von den Gläubigen aufgestellt werden. „Ich denke, dass wir in Zukunft nicht
mehr auf die großen Kerzen setzen, sondern eher auf Kleinere.“
Wenn er auf die Touristen und die Gläubigen schaut, die täglich nach Vierzehnheiligen kommen – was möchte der Pater ihnen mit auf den Weg geben? Pater Maximilian: „Was ich auch den Kindern und
Jugendlichen bei den Führungen immer wieder sage, kann ich auch den Erwachsenen nur empfehlen: Lassen Sie den Raum auf sich wirken. Nehmen Sie sich die Zeit und fangen Sie nicht gleich mit dem
Fotografieren
an.“
Andreas Kuschbert