Düsseldorf/Köln (epd) - Nach neuen Vorwürfen gegen den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki wegen dessen Umgang mit der Missbrauchs-Aufarbeitung wächst der Druck der
mittleren Kirchenebene auf den Kardinal. „Einen Betroffenenbeirat zu instrumentalisieren und Journalisten zu manipulieren, geht für mich gar nicht“, sagte der Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp
der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (online). „Deshalb erwarte ich, wie meine Mitbrüder in Köln, Bonn und Wuppertal, möglichst bald eine Stellungnahme unseres Kardinals.“ Besonders im Umgang mit
Missbrauchsopfern seien immer wieder Transparenz und eine schonungslose Offenheit und Ehrlichkeit gefordert.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte am vergangenen Freitag berichtet, PR-Berater Woelkis hätten im Herbst 2020, mitten in der „heißen Phase“ der Auseinandersetzung um die Missbrauchsaufarbeitung im
Erzbistum, ein Konzept für das „Überleben“ Woelkis im Amt entworfen. Ziel sei die Beeinflussung und Lenkung der öffentlichen Meinung gewesen. Nachdem die Strategie gescheitert sei, einen
kritischen Journalisten vom „Gegner“ zum „glaubwürdigen Befürworter“ zu machen, sei der Betroffenenbeirat ins Zentrum gerückt worden.
Die Betroffenen seien bei einem minutiös vorbereiteten Treffen dazu gebracht worden, sich gemeinsam mit der Bistumsleitung für die Nichtveröffentlichung eines ersten Missbrauchsgutachtens
auszusprechen und dem Auftrag für ein neues Gutachten zuzustimmen, schrieb der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Einige Mitglieder des Beirats waren daraufhin zurückgetreten, weil sie sich überrumpelt und
instrumentalisiert fühlten. Karl Haucke, damaliger Vorsitzender des Betroffenenbeirats, sagte dem Magazin „Spiegel“ (online), es bleibe „dieses bittere Gefühl, instrumentalisiert und damit ein
weiteres Mal missbraucht worden zu sein“. Er forderte eine „staatliche Aufsicht über alle Aufarbeitungsprojekte“ und unabhängige Beauftragte auf Landesebene.
Im Juni 2021 hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen geprüft. Im Herbst entschied Papst Franziskus, dass Woelki im Amt bleibt, schickte ihn aber in
eine fünfmonatige Auszeit. Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf. Er reichte aber ein Rücktrittsgesuch sein, über das der Papst noch nicht entschieden hat.