Dörrnwasserlos (sie) – Zweimal im Jahr – am 1. Mai und am 15. August – lädt die Schönstattbewegung zu ihren großen Wallfahrtstagen ein, um Marienfesttage auf dem Marienberg zu
feiern. Heuer umhüllte an Mariä Aufnahme in den Himmel viel Wehmut und eine gewisse Spannung den Marienberg, denn die allseits beliebte Marienschwester Anne Rath sollte nach fast zehn Jahren
pastoraler Tätigkeit verabschiedet werden.
Bereits zu Beginn der Festmesse ging Diözesanpräses Martin J. Emge auf den bevorstehenden Abschied ein. Er resümierte: „Heute liegt ein ganz besonderer Duft in der Luft, durch den Brauch,
Heilkräuter zu segnen. Zu diesem wohltuenden Geruch mischt sich Wehmut.“ Nachdem es kurz vor dem Gottesdienst geregnet hatte, fügte er hinzu: „Der Himmel weint und es dürfen heute auch ganz
emotional Tränen fließen!“
In seiner Predigt erläuterte Emge neben der Bewahrung der Schöpfung als Pflichtaufgabe für uns Christen in seinem zweiten Aspekt den Blick, der über Maria als Vorbild auf die Marienschwestern
geht. Diese seien das irdische Bodenpersonal der Muttergottes. Alle Marienschwestern sind an ihrer Marienbrosche erkennbar, die sie am Hals tragen. Mit ihnen geht somit Maria auf Wanderschaft,
beispielsweise, wenn Schwester M. Anne Eis, Bier, Kaffee und Kuchen zu den Menschen brachte. Sie verwöhnte, bediente.
Martin Emge sagte am Ende seiner Predigt: „Heute heißt es Abschied nehmen von Ihnen, einer allseits beliebten Schwester. Ganz natürlich mischten Sie sich unter das Volk, um alle speziellen
Wünsche zu erfüllen. Sie kennen viele Gäste mit Namen, das zeugt von Ihrer Volksnähe. Ihre marianische Haltung überzeugte durch selbstloses Dienen. Vergelt´s Gott für Ihren Einsatz mit
Herz“.
Beim offiziellen Abschied am Nachmittag waren alle Gliederungen der Schönstattbewegung anwesend. Ein bunter Regenbogen spannte sich über Sr. Anne: Die Priester, die Männer, Frauen und Mütter,
junge Familien, SMJ und MJF – die Jugendgruppen, für das Schönstattwerk Bamberg e. V. – alle Gruppierungen sparten nicht mit ganz originellen Lobes- und Dankesworten.
So sagte Jochen Grober, Senior der Redner für die Männer: „Von Anfang an gingen Sie, liebe Schwester Anne, mit Ihrer offenen, freundlichen Art auf uns zu. Im Laufe der fast 10 Jahre brachten Sie
in reichlichem Maße Ihre Talente, die Sie von Gott geschenkt bekamen, ein. Mit Friedl Reuß bildeten Sie ein starkes Team. Es fällt uns sehr schwer, Sie gehen lassen zu müssen. Als Christen
pflegen wir die Hoffnung, dass wir einander nicht vergessen. Wir wünschen Ihnen für die neue Heimat, dass sie keine Zweifel hegen müssen, ob Sie den neuen Anforderungen als Oberin gerecht werden
können.“
Mit Tränen der Rührung schloss er seine Dankesrede mit dem irischen Segen: „Bis wir uns einmal wiedersehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt!“ Wie sich der ehemalige Rektor, Dr. Wilhelm
Mahlmeister, der eigens aus Hammelburg angereist war, zu bedanken pflegte, sagte Jochen Grober: „150 000 mal Vergelt´s Gott.“
Die Jugend sprach ihr Lob vor allem dafür aus, dass Schwester Anne immer ein liebevolles Auge auf sie geworfen hatte. So durften sie bei Bedarf die Küche plündern, wenn Gewürze oder andere Dinge
fehlten, die zum Gelingen der Veranstaltung nötig waren.
Diözesanpräses Martin Emge überreichte der scheidenden Marienschwester im Namen der Priester ein Smartphone, damit die Verbindung über ein modernes Medium bestehen bleiben könne.
Rote Rosen besitzen große Symbolkraft auf dem Marienberg in Erinnerung an den Märtyrer Pater Reinisch, der sogar zum Baupatron ernannt wurde. Diese übergab Heinz Künzel vom Schönstattwerk Bamberg
e.V. Ein Fotobuch mit allen wichtigen Stationen der vergangenen Jahre brachte Schwester Anne zum Strahlen.
Diese bedankte sich überschwänglich: „Ich bin echt überwältigt, was Sie sich über mich gemerkt haben. In keinster Weise konnte ich mir diesen großartigen Abschied vorstellen. Ich nehme Sie alle
mit zum Mitgründerheiligtum nach Würzburg und bete von dort aus in Dankbarkeit und Verbundenheit!“
Danach hieß es, nach vorne zu schauen auf die neue Marienschwester Carolina Ehrensberger, ein ehemaliges Pfarrkind von Martin Emge. Er spürte damals in Gundelsheim, dass Caroline auf der Suche
nach mehr war. So empfahl er ihr eine Woche bei den Anbetungsschwestern in Schönstatt. Dort erkannte sie ihre Berufung und wurde Marienschwester in der Schönstattbewegung.
Schwester M. Carolina freute sich über den herzlichen Empfang und sagte: „Hier bin ich, Gottesmutter! Alleine schaff‘ ich es nicht! Mit großer Freude bin ich 23 Jahren nach der Einkleidung am
Ziel meiner Träume angekommen, als Marienschwester auf dem Marienberg wirken zu dürfen. Wenn wir die Zukunft auf dem Marienberg gemeinsam angehen, wird alles gut.“
Der abschließende Höhepunkt dieses Marientags war die Ansprache von Neupriester Stefan Lunz während der Andacht zu seinem Primizspruch. Sein Primizsegen war sehr begehrt. Über eine Stunde
spendete Lunz den Einzelsegen an die Gläubigen.
Insgesamt feierten fast 500 Gläubige diesen Wallfahrtstag auf dem Marienberg. Eine Frau sagte: „Ein erfüllender, ergreifender Auftanktag mit einer aufrüttelnden Predigt wird mich die nächste Zeit
begleiten. Vor allem werde ich mich an Sr. Anne dankbar erinnern.“