Nur-Sultan (epd) – Papst Franziskus hat zur Eröffnung des religiösen Weltforums in Kasachstan zu einer "globalen
Solidarität" nach der Corona-Pandemie aufgerufen. "Covid-19 hat uns alle auf dieselbe Ebene gestellt", sagte das katholische Oberhaupt am Mittwoch in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan zum Auftakt der zweitägigen Religionskonferenz mit Leitern von Weltreligionen und traditionellen Religionen laut einem von "Vatican News" verbreiteten Redetext.
"Wir alle haben uns zerbrechlich gefühlt, hilfsbedürftig; keiner fühlte sich völlig autonom, keiner völlig autark. Jetzt dürfen wir jedoch das Bedürfnis nach Solidarität, das wir verspürt haben, nicht zunichtemachen, indem wir so weitermachen, als wäre nichts geschehen", fügte Franziskus hinzu. Die Religionen seien dazu berufen, die Einheit zu fördern angesichts von Prüfungen, die die "Menschheitsfamilie noch weiter zu spalten drohen".
Der Papst sprach zudem von einer neuen "Seidenstraße", bei der es nicht um den Wert des Handels, sondern um Dialog und menschliche Beziehungen gehen solle. Gerade die Pandemie habe eine "weltweite Ungleichheit und Ungerechtigkeit dramatisch ans Licht gebracht", sagte Franziskus mit Blick auf die ungleiche Verteilung von Impfstoffen: "Was ich hier vorschlage, ist nicht nur ein Weg zu mehr Sensibilität und Solidarität, sondern ein Weg der Heilung für unsere Gesellschaften."
Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche forderte zudem, Konflikte "nicht mit den untauglichen Mitteln der Gewalt, mit Waffen und Drohungen" zu lösen. Er warb für "Begegnung, Dialog, geduldige Verhandlungen, die besonders mit Blick auf die Kinder und die junge Generation geführt werden". Daher müsse man auch mehr in Bildung und
nicht in Rüstung investieren.
Der "Siebte Kongress der Führer von Welt- und traditionellen Religionen mit Schwerpunkt auf spiritueller Entwicklung in der Zeit nach COVID-19" soll den Weltfrieden fördern. Zum ersten Mal hatte 2003 in Astana, dem heutigen Nur-Sultan, ein religiöser Gipfel stattgefunden. Nur-Sultan soll wieder in Astana umbenannt werden. Dieses Jahr wurden laut einer örtlichen Zeitung fast 100 Delegationen aus 60 Ländern erwartet, darunter Vertreter des Islam, des Christentums, des Judentums, des Shintoismus, des Buddhismus, des Zoroastrismus, des Hinduismus und anderer Religionen.